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Anders bereit

■ LBK kritisiert Arbeitszeit-Debatte und will künftig ganz neues Modell

Der Landesbetrieb Krankenhäuser kritisiert die derzeitige Debatte um Arbeitszeiten in Krankenhäusern: Nachdem der Europäische Gerichtshof sowie ein Gothaer Gericht Bereitschaftszeit als Arbeitszeit bewertet haben, forderte die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ihre Mitglieder auf, sich die Konsequenzen aus diesem Urteil notfalls einzuklagen. Die Hamburgische Krankenhausgesellschaft zog sich bisher auf den Standpunkt zurück, das EuGH-Urteil sei nicht auf Deutschland übertragbar und das Gothaer Urteil noch nicht durch alle Instanzen (taz berichtete).

„Ich glaube, das ist eine Frontstellung, die nur zu Blockaden führt“, schaltete sich nun Heinz Lohmann, Vorstandssprecher des LBK, ein. Er will das ganze Arbeitszeitmodell verändern: Denn Bereitschaftsdienste stammten aus einer Zeit, als Patienten durchschnittlich 20 bis 30 Tage im Krankenhaus blieben. „Heute aber, wo die Patienten weniger als zehn Tage im Krankenhaus liegen, entspricht das nicht mehr den Gegebenheiten“: Die Arbeitsabläufe hätten sich so verdichtet, dass beispielsweise die meisten Ärzte mindestens 50 Prozent ihrer Bereit-schaftszeit arbeiteten.

Deshalb will der LBK diese Dienste im Laufe des kommenden Jahres weitgehend durch Schichtdienste ersetzen. Damit derjenige, der vorher zu 50 Prozent ausgelastet war, in Zukunft die ganze Nacht zu tun bekommt und damit bis zu drei Bereitschaftsdienstler ersetzt, soll er zusätzliche Aufgaben bekommen. „Interdisziplinäre Basisdienste“ wünscht sich Lohmann. Die sollen beispielsweise in Krankenhäusern, die mehrere internistische Abteilungen haben, die Notfallversorgung übernehmen. So könnte beispielsweise ein Internist Notfälle der Kardiologie und der Urologie übernehmen, wo heute zwei Fachärzte bereit stehen. Zusätzlich könnten Spezialisten herbeigerufen werden, die für mehrere Krankenhäuser zuständig sind. Der LBK müsste für das Modell 70 bis 80 Ärzte einstellen.

Lohmann hält das Urteil zwar „nicht für ohne weiteres auf Deutschland übertragbar“ und warnte „vor unrealistischen Forderungen nach Neueinstellungen“. Er sieht es eher als Anlass, ein veraltetes System über Bord zu werfen. Am liebsten würde er die Bezahlung nach dem Bundesangestellten-Tarif (BAT) gleich hinterherwerfen. Denn Lohmann betont immer wieder, dass er lieber Leistung als Alter bezahlen würde.

Letzteres lehnt ver.di strikt ab, begrüßt aber, „dass der LBK die Blockade aufbricht und in der Frage der Arbeitszeiten gesprächsbereit ist“, sagte Erik Wagner-Fallasch, ver.di-Mitglied und Arzt am Krankenhaus Rissen.

Sandra Wilsdorf

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