piwik no script img

Ausgezeichneter Rap

■ Bei der Preisverleihung des Jugend-Wettbewerbs „Dem Hass keine Chance“ gab es vom Senat nicht nur einen Händedruck, sondern auch bare Münze für viel Kreativität

Das Ausharren auf der Preisverleihungszeremonie hatte sich gelohnt. Über 20 Schülergruppen und Jugendliche schüttelten gestern in der Oberen Rathaushalle Hände und nahmen Preise entgegen für ihr Engagement beim Wettbewerb „Dem Hass keine Chance – hinsehen! einmischen!“. Als alles Händeschütteln vorbei war, Bürgermeister Henning Scherf seinen Appell zur Überwindung von Hass und Feindschaft losgeworden war, trat die Klasse 9s des Schulzentrums Sebaldsbrück auf mit ihrem selbstgeschriebenen Stück „Stop Violence! Don't look away“. Der melodische Song mit Rap-Einlagen war während eines dreitägigen Projektes als Musikvideo entstanden. Dafür bekamen die Schüler und Schülerinnen 1.000 Mark des mit 5.000 dotierten Senatspreises.

Der eingängige Refrain des Stücks klingt zunächst naiv: „We are all strangers, we are all the same.“ Friedhelm Temme, der Musiklehrer der Klasse 9, erklärt, dass die SchülerInnen ganz bewusst polarisiert haben. „Neben diesen positiven Aspekten gibt es auch anklagende Momente“, sagt er und übersetzt die Passagen, die auf türkisch gerappt werden. Die fünfzehnjährige Nurten Kurnaz singt und rappt darüber, ob „Faschos“ eigentlich auch ein Recht darauf haben, es sich gut gehen zu lassen. „Können die Faschisten auch verreisen? Das ist ungerecht“.

Das Stück ist dreisprachig – deutsch, englisch, türkisch – und Lehrer Temme glaubt, dass sich darüber die ausländischen SchülerInnen noch viel mehr integriert gefühlt hätten. Sie seien durch die Arbeit an Musik, Text und Film als Klasse zusammengewachsen, erzählt Nurten hinterher im Foyer des Rathauses. Ganz eng stehen sie und ihre MitschülerInnen zusammen, sie sind zufrieden mit sich und ihrem Auftritt. Das Thema hätten sie sich unabhängig vom Wettbewerb selbst gesucht, sagen sie, weil sie in letzter Zeit so viel über rechtsradikale Überfälle gehört haben.

Die Klasse 9s und ihr Musikvideo ist nur ein Beispiel unter vielen verschiedenen prämierten Beiträgen. „Zwangarbeiterentschädigung“ war das Thema des Grundkurs Darstellendes Spiel (13. Jahrgang) am Schulzentrum Walliser Straße. Während ihrer Theateraufführung hatten sie Geld gesammelt und an eine Firma übergeben, die während der NS-Zeit Zwangsarbeiter beschäftigt hatte. Nachdem die Firma das Geld nicht weiterleitete, holte der Kurs es sich zurück und spendete auf eigene Faust.

Neben dem Senatspreis gab es noch andere Geld- und Sachpreise. Der Wettbewerb „Dem Hass keine Chance“ wurde bereits zum zwölften Mal ausgeschrieben. ei

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen