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Gülle rauf, Wind runter

Der Wochenrückblick bei Öko-Aktien: Biomasse-Verordnung beeinflusst Aktienkurse. Jenbacher stieg, und auch Wedeco legte nach Abschluss der Kapitalerhöhung zu

Als der Bundestag im letzten Jahr die Einspeisevergütungen unter anderem für Windstrom festlegte, schossen die Aktien der Windparkprojektierer nach oben. Nun könnte die gerade im Bundestag verabschiedete Biomasse-Verordnung einen ähnlichen Effekt für manchen Hersteller von Anlagen haben, die dazu dienen, Strom aus Altholz, Gülle und anderen nachwachsenden Rohstoffen herzustellen. Die Aktie der österreichischen Jenbacher AG (WKN 851 442) etwa, die derartige Kraftwerke herstellt, profitierte bereits; sie stieg an bis nahe 15 Euro – noch im April war sie für 11 Euro zu kaufen. Zusätzlich konnten sich die Aktionäre über eine Dividende von 0,44 Euro freuen. Jenbacher ließ sich bei der letzten Hauptversammlung den Kauf eigener Aktien genehmigen – ein Hinweis darauf, dass das Management des Unternehmens glaubt, die Aktie könne noch Spielraum nach oben haben.

Durch das neue Gesetz soll der Biomassesektor ähnlich gefördert werden wie der Bereich der Windenergie. Der grüne Strom aus Altholz, Gülle und anderen nachwachsenden Rohstoffen wird demnach mit 17 bis 20 Pfennig je Kilowattstunde vergütet. Das Umweltministerium erwartet als Folge der Neuregelung Investitionen in Höhe von zwei Milliarden Mark in der Branche.

Nicht alle Aktien von Unternehmen, die sich mit Biomasse beschäftigen, profitierten jedoch von der neuen Verordnung. Die Nortorfer farmatic biotech energy ag etwa dümpelt seit Mai unbewegt bei knapp 20 Euro.

Andere Umweltaktien waren in den letztenWochen noch weniger erfreulich für die Aktionäre. Der Kurs des Erkelenzer Windparkprojektierers Umweltkontor AG (WKN 760 810) lag bei etwa 53 Euro. Ende Oktober des letzten Jahres wurden noch mehr als 86 Euro für die Anteile bezahlt, im Februar dieses Jahres noch knapp 70 Euro. Auch die Aktie der Bremer Energiekontor AG (WKN 531 350) verlor deutlich, sie notiert aktuell bei etwa 72 Euro. Die Anteile wurden schon für weit mehr gehandelt: 121 Euro im November 2000, 108 Euro Ende Januar 2001.

Die Aktie des Windparkprojektierers Plambeck Neue Energien AG (WKN 691 032) leidet unter dem Druck der gerade erst abgeschlossenen Kapitalerhöhung. Die 2,25 Millionen Aktien wurden zu einem Ausgabekurs von 20 Euro platziert. Der Kurs des Cuxhavener Projektierers fiel auf etwa 22 Euro. Mitte März notierte sie bei fast 34 Euro. Die Euphorie über die guten Quartalszahlen der Hamburger P&T Technology AG (WKN 685 280), ebenfalls ein Windparkprojektierer, verflog nach wenigen Tagen – die Anteile sind für knapp 16 Euro zu haben.

Bei der Düsseldorfer Wedeco AG (WKN 514 180), einem Hersteller von Wasseraufbereitungsanlagen, hat der Kurs demgegenüber nach Abschluss einer Kapitalerhöhung deutlich zugelegt. Knapp eine Million neue Aktien stand im Mai zur Zeichnung. Der Bezugspreis von 28,40 Euro wurde auf Basis der Durchschnittsnotierung während der Bezugsfrist berechnet. Die Aktie wurde lebhaft gehandelt; der Kurs kletterte auf nahezu 40 Euro. Komplett gezeichnet waren die Aktien der Nürnberger UmweltBank AG, die an die Börse gehen wird. Außerbörslich werden zurzeit eine Reihe weiterer grüner Aktien angeboten: Die Münchener NEW Umwelt AG sucht beispielsweise Aktionäre, ebenso die artifex AG aus dem hessischen Taunusstein. Beide gelten als Investition nur für sehr erfahrene Anleger.

HOLGER SCHWARZE / ECOREPORTER.DE

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