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CDA meiert Merz ab

Die Arbeitnehmer in der Union wollen den Sozialstaat vor Abbau schützen. Norbert Blüm bleibt Gralshüter

BONN dpa ■ CDU-Fraktionschef Friedrich Merz geriet am Samstag in einen heftigen Streit mit der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA). Die Stimmung auf dem CDA-Bundeskongress war so gereizt, dass Merz sich zu dem Ausruf verstieg, er frage sich, ob er hier überhaupt „unter Christdemokraten“ sei. Merz sagte, es dürften „keine künstlichen Gegensätze zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern“ hergestellt werden. Und als bessere Sozialdemokraten werde die CDU die nächsten Wahlen nicht gewinnen.

In Rage brachte Merz dann die Frage, warum er denn nicht CDA-Mitglied werde. Er komme aus der Selbstständigkeit, nicht aus der Arbeiternehmerschaft, antwortete Merz. „Ich biedere mich doch bei Ihnen nicht an.“

Für Merz war es ein „Auswärtsspiel“ – hatte er sich doch bereits früher unbeliebt gemacht, als er das Totenglöcklein für eine Sozialpolitik nach Vorstellungen Norbert Blüms geläutet hatte. Auch jetzt sah er nicht ein, dass – nach CDA-Lesart – die CDU mit einer verfehlten Sozialpolitik die Wahl 1998 verloren hat.

CDU-Chefin Angela Merkel wollte dagegen beim linken Flügel punkten. Sie sprach von Familienpolitik, Gerechtigkeit, sozialer Marktwirtschaft und der „Wir-Gesellschaft“ – alles auf Tuchfühlung mit der CDA.

Der neue CDA-Chef Hermann-Josef Arentz lobte Merkel, die sich „wohltuend“ von Merz unterschieden habe. Mit dem Vize-CDU-Fraktionschef im NRW-Landtag will sich die CDA nach längerem Schattendasein als soziale Speerspitze der Union profilieren. Ex-CDA-Chef Norbert Blüm benannte die Richtung, die auch im neuen Grundsatzprogramm verankert ist: Keine Verwirtschaftung aller Lebensbereiche, kein Rütteln am Sozialstaat, gerechte Familienpolitik. „Wenn Rabatz gebraucht wird, ich bin da“, sagte der von den CDA-Delegierten gefeierte Blüm.

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