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List und Tücke im Düsseldorfer Dosendrama

Aus Protest lässt der Naturschutzbund Getränkedosen an den Wirtschaftsminister schicken. Der droht mit Rücksendung – und trifft den Falschen

DÜSSELDORF taz ■ Sonderbare Post fand der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Ernst Schwanhold gestern in seinem Briefkasten: eine aufgesammelte und platt gewalzte Dose. Absender: die Staatskanzlei von Ministerpräsident Wolfgang Clement.

Nun hat Schwanhold ein Problem. Denn der Dosenpfand-Gegner hat angekündigt, solche Briefe zurück an den Absender zu schicken. Das jedoch könnte ihm nun gehörigen Ärger mit Clement einbringen.

Der Naturschutzbund (Nabu) hatte vergangene Woche dazu aufgerufen, leere Dosen an das Düsseldorfer Wirtschaftsministerium zu schicken, um so gegen die Blockadehaltung Schwanholds gegen das Pflichtpfand aus dem Haus von Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) zu protestieren. In einem Anschreiben solle der sozialdemokratische Ministers gebeten werden, die Dosen zu entsorgen. Schwanhold kündigte daraufhin an, alle in seinem Ministerium landenden Protest-Dosen umgehend an die Absender zurückzuschicken. „Der Wirtschaftsminister wird sich von der Aktion nicht in seiner Entscheidung beeindrucken lassen“, sagte sein Sprecher. Die Naturschützer könnten sich also „Mühe und Porto sparen“. Die haben jetzt darauf reagiert, in dem sie einfach die Staatskanzlei als Absender angeben. Nun muss sich der Minister doch selber um die Entsorgung kümmern. Nicht Schwanholds einziger Ärger: Am Montag hat sein grüner Koalitionspartner eine Internetkampagne für das Pflichtpfand gestartet. Motto: „Nur Flaschen stehn auf Dosen“. Die NRW-Landesregierung hat sich bisher noch nicht entschieden, ob sie dem Dosenpfand am 22. Juni im Bundesrat zustimmen wird.

PASCAL BEUCKER

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