Discodisco: Unter Deutschen
■ In Bremens Discos dürfen Ausländer nur in Ausnahmefällen Spaß haben
Ausnahmsweise durfte Prince mit seinen Freunden im Woodys feiern, obwohl er schwarz ist. „Normalerweise lassen wir keine Ausländer rein“ hätten die Türsteher der Disco am Bahnhof zu ihm gesagt, als er Ende Mai zu der Geburtstagsfeier seines Freundes ins Woodys wollte.
Hafid Catruat kennt das Gefühl, vor Discos abgewiesen zu werden, weil er nicht deutsch genug aussieht. Zusammen mit Freunden und dem Dachverband der Ausländerkulturvereine in Bremen (DAB) hat er drei Jahre an der Türpolitik der Discobesitzer gerüttelt. Das Projekt „Disco für alle“ trat als Konfliktschlichter auf und wollte Discobesitzer davon überzeugen, dass sie nicht alle männlichen Migranten abweisen können, nur weil ein paar unangenehm aufgefallen sind. „Disco für alle“ hat sich zurückgezogen, auch wenn sich an den Verhältnissen wenig geändert hat. „Es ist eher noch schlimmer geworden“, sagt Catruat. „Eine Chance hast du wenn überhaupt nur vor 12“ – je voller es wird, desto weniger werden noch reingelassen. Neulich sei er ins Stubu rein gekommen und wusste selbst nicht, wie ihm geschah. Mit den Türstehern reden, habe überhaupt keinen Sinn. „Die können gar nicht reden, sondern hauen dir gleich eine rein.“ Ein Hauptanliegen an die Discobesitzer sind daher Schulungen für die Türsteher.
Norbert Breeger vom DAB glaubt, dass man die Discobesitzer nur am wirtschaftlichen Denken packen könne. „Die lassen keine Ausländer rein, weil dann die Deutschen wegbleiben.“ Hafid Catruat findet, dass sich endlich Politiker der Sache annehmen müssten. Anselm Dworak vom Büro der Bremer Ausländerbeauftragten sieht das genauso. Discobesitzer seien juristisch gesehen im Recht, weil Gewerbetreibende selbst entscheiden können, mit wem sie Handel treiben. „Wir hoffen auf das Antidiskriminierungsgesetz der Bundesregierung“, sagt Dworak. Das käme wahrscheinlich erst in der nächsten Legislaturperiode. Aber dann können Prince und andere eine genaue Begründung für das Discoverbot einfordern. ei
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