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Kurz vor Torschluss ist er unterzeichnet worden: der Hauptstadtkulturvertrag. Am Mittwoch setzten Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD) und Berlins Kultursenator Christoph Stölzl (CDU) im Bundeskanzleramt ihre Unterschrift darunter. Der Bund fördert demnach bis 2004 kulturelle Einrichtungen und Veranstaltungen in der Hauptstadt mit 100 Millionen Mark jährlich. Er übernimmt das Jüdische Museum, die Berliner Festspiele, den Martin-Gropius-Bau und das Haus der Kulturen der Welt.

Die großen Bühnen in Berlin müssen nach Ansicht von Christoph Stölzl bei der Gewährung von Zuschüssen auf den „künstlerischen Prüfstand“ gestellt werden. Das ist eine Bilanz seiner Amtszeit, die in wenigen Tagen mit der geplanten Abwahl der großen Koalition höchstwahrscheinlich zu Ende gehen wird. Seiner Ansicht nach herrsche derzeit eine Unausgewogenheit bei den Förderungen. So sei eine Produktion wie „Comedian Harmonists“ im Theater am Kurfürstendamm mindestens genauso förderungswürdig wie „Zigarren“ am Berliner Ensemble. Richtig ärgerlich ist der Kultursenator über die starren Tarifverträge an den Bühnen. Man könne nur zornig sein über die selbstmörderische Haltung von Künstlergewerkschaften, die sich mit dem Beharren auf Besitzstände ihr eigenes Grab schaufeln, meinte Stölzl.

Zumal der finanzielle Aufwand auch in Berlin in einem vernünftigen Verhältnis zum künstlerischen Ergebnis stehen müsse. Für 225 Millionen Mark im Jahr sollte Berlin die beste Oper der Welt haben. Tatsächlich wird aber in Stuttgart viermal hintereinander die Oper des Jahres gekürt, und in Meiningen läuft mit einem Bruchteil des Berliner Budgets ein großartiger „Ring des Nibelungen“.

Im Verhältnis von Bund und Ländern zur Berliner Kulturförderung sieht Stölzl dagegen einen Durchbruch erreicht. Bisher habe es stets Kritik gegeben, dass Berlin ohnehin schon zu viel Geld für Kultur bekomme. Jetzt werde langsam ein „neues, faires Verhältnis zur Hauptstadt und ihrem großen Erbe“ deutlich. Da sei er mit sich zum Ende seiner Amtszeit im Reinen, weil jetzt alle sehen, dass Berlin einfach nicht mehr tun kann. Jeder Hauptstadtkulturvertrag sei nur eine Momentaufnahme, da es für eine historische Ausnahmesituation wie das Schicksal Berlins und Preußens und des DDR-Erbes bisher keine endgültige befriedigende Antwort gebe. Die Stadt brauche – und hier hört man erneuten Ärger – allerdings keine Belehrung vom Bund, da die hiesigen Kultureinrichtungen im Bundesvergleich keineswegs zu teuer seien.

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