Kinder ohne Krebsrisiko

US-Ärzte nutzten erstmals den Gencheck um Embryonen mit Krebsrisiko zu selektieren

Während deutsche Mediziner und Politiker derzeit noch heftig darüber streiten, ob hierzulande Reagenzglasembryonen einem eingeschränkten Gencheck unterzogen werden dürfen, sind Reproduktionsmediziner in den USA schon einen Schritt weiter. Erstmals ist jetzt in den USA ein Kind zu Welt gekommen, das noch als Reagenzglasembryo, also vor der Übertragung in den Uterus, auf ein erhöhtes Krebsrisiko untersucht wurde. Das gaben Ärzte des Reproductive Genetics Institute in Chicago vergangene Woche bekannt.

Nach den Angaben der Ärzte wurden die zur Übertragung vorgesehenen künstlich befruchteten Embryonen auf das Vorhandensein eines fehlerhaften Tumor-Suppressor-Gens untersucht. Das als p 53 bezeichnete Gen ist bei der Regulation der Zellvermehrung beteiligt. Ist die Funktion des p 53 durch eine Mutation gestört, besteht ein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken. Ob ein Mensch mit einem fehlerhaften p 53-Gen im Laufe seines Lebens an Krebs erkrankt, kann nicht vorhergesagt werden, lediglich eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit ist möglich.

Bei den Eltern des jetzt geborenen Kindes handelt es sich um ein New Yorker Paar. Der 38-jährige Vater ist Träger des mutierten Gens. Bei ihm wurde schon im Alter von zwei Jahren zum ersten Mal Krebs diagnostiziert. Im Alter von 31 Jahren erkrankte er erneut. Um dieses Gen, dass für das Li-Fraumeni-Syndrom verantwortlich gemacht wird, nicht an die nächste Generation weiterzugeben, wünschten die Eltern eine PID. Nach statistischen Angaben erkrankt bis zum 45. Lebensjahr jeder zweite Genträger an dem Syndrom.

Insgesamt 18 künstlich befruchtete Embryonen testeten die Repromediziner. Sieben besaßen das normale unveränderte Gen. Davon wurden zwei für die Übertragung auf die Frau ausgewählt. Das Ergebnis sei ein gesundes Baby, verkündeten die Reproduktionsmediziner, das keine Prädisposition für Krebs hätte.

In einem anderem Fall waren die Ärzte nicht so erfolgreich. Dabei handelte es sich um das gleiche Gen, aber mit einer Mutation an einer anderen Stelle. Bei diesem Paar konnte keine Schwangerschaft eingeleitet werden. WOLFGANG LÖHR