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Das passt zusammen

Die Hamburger Securvita Holding unterstützt den FC St. Pauli als neuer Hauptsponsor mit 4,68 Millionen Mark pro Jahr  ■ Von Eberhard Spohd

Manchmal passen Sachen einfach zusammen. „Dieser Hauptsponsor passt zu FC St. Pauli“, sagt Christian Toetzke von der Vermarktungsgesellschaft des Vereins. Und der Leiter der Lizenzabteilung, Stefan Beutel, ergänzt: „Auch von der sportlichen Seite passt das sehr gut zusammen.“ Da mag Thomas Martens, der Aufsichtsratsvorsitzende von Securvita, dem neuen Hauptsponsor des FC St. Pauli, nicht nachstehen und betont, dass die beiden Partner „hervorragend zusammenpassen“.

Woran das liegt? Vielleicht da-ran dass der eine – Securvita – unter anderem Krankenversicherungen verkauft und der andere – der FC St. Pauli – den Totenkopf als inoffizielles Vereinslogo eingeführt hat. Vielleicht denkt die Assekuranz auch darüber nach, die Produkte eines weiteren Sponsors des kommenden Erstligisten als Medikamente anzuerkennen und folglich zu fordern, Astra in die Rote Liste der verschreibungspflichtigen Arzneimittel aufzunehmen. Schließlich ist das Unternehmen dafür bekannt, dass es auch naturheilkundliche Therapien unterstützt, und seit der Einführung des Reinheitsgebots im Jahre 1516 gibt es nur wenige Produkte, die derart natürlich sind und gleichzeitig so zuverlässig wirken wie Bier.

Vielleicht liegt es auch daran, dass die Hamburger Unterneh-mensgruppe neben ihrem Engagement in der Versicherungsbranche auch alternative Finanzmodelle anbietet. Damit hat man beim FC St. Pauli ja auch Erfahrung. Zwar bot der Verein noch nie ökologische Aktienfonds an, doch das Finanzierungskonzept in der Ära Heinz Weisener könnte man durchaus als etwas anders als bei anderen Vereinen bezeichnen.

Insgesamt bringt die Securvita einen Sockelbetrag von 4,68 Millionen Mark per anno in die Partnerschaft und unterstützt damit nicht nur den Profikader, sondern explizit auch den Jugendbereich des Vereins. Der Vertrag hat eine Laufzeit von drei Jahren. Auch im Abstiegsfalle bleibt das Unternehmen aus der Großen Elbstraße dem Klub treu, würde aber die Bezüge wohl um die Hälfte kürzen. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Selbst Prämien für den Gewinn der Deutschen Meisterschaft und des DFB-Pokals wurden ausgehandelt. Und weitere Ausschüttungen sind durchaus drin. Denn der FC St. Pauli und Securvita denken über weitere gemeinsame Marketing-Maßnahmen nach.

„Wir wollen auch die Produkte der Securvita verkaufen“, sagt Toetzke, „aber wir wollen niemandem etwas aufschwatzen.“ Die Fans sollen weiterhin frei entscheiden können, in welcher Krankenkasse sie sind. Wer aber in die alternative Versicherung wechseln möchte, weil sie dann auch die Behandlung bei Vereins-Öko und Hobby-Heilpraktiker Volker Ippig übernimmt, tut dem Verein durch die Provision Gutes. Und eine Fußball-Mannschaft aus der Bundesliga als gutbezahlte Kolonne von Versicherungsvertretern dürfte auch einmalig sein. Passt aber irgendwie zu Securvita und dem FC St. Pauli.

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