: Dem Herztod auf und davon fahren
Sich bewegen bringt längeres Leben. Die körperliche Betätigung soll täglich stattfinden und kann auch Radfahren sein
„Mr. President, up on your bike!“ So etwa sprach der amerikanische Mediziner Paul Dudley White im Jahre 1960. Rauf aufs Rad. Adressat war der Patient Dwight David Eisenhower, dem er nach einem Herzinfarkt das Rad verordnete. Als Rekonvaleszenzmaßnahme und Prophylaxe zugleich. Sein Leben würde sich dadurch um fünf Jahre verlängern. Was damals für einen US-Präsidenten gut war, kann doch heute für Normalsterbliche nicht schlecht sein.
Scheinbar sehen das die Deutschen genauso. Laut Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) hat unter allen aktiv ausgeübten Sportarten das Radeln höchste Priorität: 62 Prozent treten wenigstens einmal im Monat in die Pedale. Dennoch beklagen Mediziner seit langem einen massiven Bewegungsmangel. Der führe letztlich zu einer Vielzahl von Beschwerden, vor allem Herz- und Kreislauferkrankungen gehörten dazu.
Eine einfache Vorbeugung benennt die 1999 von 50 europäischen Staaten unterzeichnete „Charta Verkehr, Umwelt und Gesundheit“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO): regelmäßige Bewegung. Wer sich daran hält, minimiere beispielsweise das Risiko für Erkrankungen der Herzkranzgefäße, für Diabetes und für Fettleibigkeit um jeweils 50 Prozent, das Risiko für Bluthochdruck immerhin noch um 30 Prozent.
Kein Wunder, dass viele Mediziner den Bewegungsmangel sogar für gefährlicher als das Rauchen halten, erklärt Armin Falkenhein, Vorsitzender des ADFC Bayern. Er rät nicht nur zu Sport allgemein, sondern vor allem zu mehr körperlichen Aktivitäten im Alltag. „Fünf Mal die Woche 30 Minuten Bewegung reichen aus für einen positiven Effekt auf Körper und Geist“, so sein Tipp. Und für ihn als Fahrradmann ist natürlich zuerst einmal das Velo gemeint: „Beim Fahrradfahren schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe. Es lässt sich einfach in die Alltagsmobilität einbauen und gewährleistet dadurch eine Mindestbewegung.“
Rasen und schwitzen ist dazu gar nicht nötig. „Die Atmung ist ein guter individueller Indikator. Man sollte sich noch problemlos unterhalten können“, rät Falkenhein. Auch er hält Fahrradfahren für ein ideales Koronar-Training. Ähnlich sieht es Kim Tofaute, Mitinitiator des Projektes Wellcom an der Sporthochschule Köln: „Die Herzinfarktpatienten können ihre Leistungsfähigkeit durch das Radfahren wieder steigern. Sie können lernen, mit ihrer Krankheit umzugehen, und haben ein ganz anderes Leben danach.“
Studien bestätigen diese Aussagen. Allgemeiner Tenor: Ein Mensch, der sich regelmäßig in Bewegung setzt, lebt länger. Allerdings: Ob es sich dabei exakt um die fünf Jahre handelt, die der Arzt Paul Dudley White prognostizierte, ist umstritten. Wie auch immer. Ike Eisenhower jedenfalls beherzigte den Rat und wurde 79. DORIS FRIEDRICHS
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