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Ausgerechnet Córdoba

Die deutschen Fußball-Junioren bestreiten ihre Vorrundenspiele bei der U 20-WM an jenem Ort, an dem der DFB einst höchste Schmach erlitt. Eine Wiederholung ist dabei allerdings nicht vorgesehen

aus Córdoba TOBIAS SCHÄCHTER

Rückblende: Der 21. Juni 1978. Fußball-Weltmeisterschaft. Córdoba. Deutschland gegen Österreich. Die 88. Minute. Hans Krankl schießt Córdoba unauslöschlich in das kollektive Bewusstsein deutscher Fußballanhänger. 3:2 für Österreich. Der österreichische Fernsehmoderator Edi Finger wird „narrisch“. Titelverteidiger Deutschland mit Kapitän Hans-Hubert Vogts fährt geschlagen nach Hause. Geschlagen von Österreich! Córdoba bleibt – als Symbol schmachvoller Niederlagen deutscher Fußballmannschaften.

Fast auf den Tag genau 23 Jahre später ist Córdoba wieder Austragungsort für Spiele einer DFB-Mannschaft. Die U 20-Auswahl bestreitet ihre WM-Vorrundenspiele der Gruppe B im eigens für die WM 78 gebauten Stadion „Chateau Carreras“ in Córdoba, Gegner sind Brasilien, Irak und Kanada. Nimmt man den letzten Test der Mannschaft von Trainer Uli Stielike, der 1978 übrigens nicht dabei war, zum Maßstab, so gibt die Leistung wenig Anlass zur Hoffnung , dass sich Córdoba diesmal als gutes Omen für ein gutes Abschneiden deutscher Fußballer eignen könnte. Beim Spiel letzten Sonntag in Groß-Gerau zeigten die ebenfalls an der WM teilnehmenden Techniker aus Ghana den Deutschen, was sie beim Turnier in Argentinien erwartet. Das glückliche 1:1 verdankten die Deutschen vor allem der Unfähigkeit der Afrikaner, Tore zu erzielen. Spielerisch und von der geistigen Beweglichkeit im Erkennen von Spielsituationen hingegen schienen die Stielike-Schützlinge noch im Urlaub. „So können wir schon nach der Vorrunde die Koffer packen“, mahnte Stielike.

Und tatsächlich kann einem beim Blick auf die Gruppengegner der Deutschen das Geräusch einrastender Kofferschlösser durchaus in die Ohren fahren. Für Uli Stielike ist gleich der morgige Auftaktgegner absoluter Topfavorit: „Sollten wir, wie zu befürchten, gegen Brasilien verlieren, so darf uns das nicht umhauen“, baut Stielike schon einmal vor. Am Mittwoch wartet dann mit Asienmeister Irak die nächste Herausforderung.

Aber: Es gibt auch Zeichen, die auf ein positives Abschneiden der deutschen Mannschaft hindeuten. Immerhin wurde der Jahrgang 1981, der im Kern schon drei Jahre zusammenspielt, bei der Europameisterschaft 2000 im eigenen Land Dritter. Damals, nach der vermaledeiten EM der DFB-Senioren, waren die Junioren gemäß ihren Vorbildern als „Rumpelfüßler“ ins Turnier gestartet – und zeigten dort dann ganz passablen Fußball, auch in spielerischer Hinsicht. Zudem darf nicht vergessen werden: Die deutsche Mannschaft ist wenigstens qualifiziert, was Engländer, Spanier und Italiener erst gar nicht von sich behaupten können. Und Österreich schon gleich gar nicht. Für zusätzliches Selbstvertrauen bei den deutschen Akteuren könnten auch die Aussagen von Bundestrainer Michael Skibbe sorgen, der in dieser Mannschaft einen „hoffnungsvollen Jahrgang im Hinblick auf die WM schaft 2006“ sieht. Spielern wie dem vom Karlsruhe SC nach Leverkusen wechselnden Kapitän Michael Zepek, der schon auf einen Einsatz im U 21-Team stolz sein kann, dem Noch-Mannheimer und zukünftigen Kölner Mittelfeldstrategen Hanno Balitsch sowie dem Mönchengladbacher Stürmer Benjamin Auer trauen die Experten in der Tat eine erfolgreiche Karriere im Profifußball zu.

Der Zeitpunkt der U 20-WM passt hingegen nicht unbedingt in den Karriereplan der deutschen Nachwuchshoffnungen, fällt er doch in die Vorbereitungszeit einiger deutscher Erstligaklubs. „Wenn wir in Argentinien weit kommen, werde ich bei den ersten Partien in Köln wohl keine Rolle spielen“, sagt vorahnend Hanno Balitsch, baut aber sogleich auch jeder Frage nach Motivationsproblemen vor: „Eine WM ist ein echtes Highlight, so eine Chance hat man nur einmal im Leben.“

Wie ernst der DFB das WM-Turnier nimmt, zeigt sich darin, dass nicht nur Bundestrainer Michael Skibbe bei der Mannschaft in Argentinien weilt, sondern Uli Stielike in Horst Hrubesch ein weiterer DFB-Trainer zur Seite steht, um das Geschehen auf dem Rasen „Paroli laufen“ zu lassen, während sich um die Torhüter der frühere Wattenscheider Jupp Koitka kümmert. So merkt der DFB-Jugendausschussvorsitzende Dr. Drewitz nicht ohne Stolz an, dass man vom Physiotherapeuten bis zu den Betreuern „alle Positionen doppelt besetzt“ habe.

Es kann also nichts schief gehen. Eigentlich – und wäre da nicht jene 88. Minute von Córdoba aus dem Jahr 1978. Übrigens: 1978 war von den deutschen U 21-Spielern noch gar keiner geboren. Was für eine Chance!

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