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Ein Volksfest gegen die NPD

■ Ein breites Bündnis – jedoch ohne die CDU – will verhindern, dass Bremen-Nord zum „Aufmarschgebiet“ für die NPD wird

„Was wir hier machen, ist nicht einfach eine Gegendemonstration.“ Rainer Kammeyer, Ortsamtsleiter in Bremen-Nord versucht, den besonderen Charakter der „Bremen-Nord gegen Rechts“-Veranstaltung vom kommenden Samstag herauszustreichen. „Das wird ein Volksfest, mit Musik und Tanz, und damit werden wir die NPD isolieren.“ Die hat für den gleichen Samstag eine Demonstration in Vegesack angemeldet, die vom Stadtamt auch genehmigt wurde. Es ist die zweite in diesem Halbjahr – zuletzt marschierten die ganz Rechten am 17. März durch die Bremen–Norder Innenstadt.

„Wir werden nicht zulassen, dass Bremen–Nord zum Aufmarschgebiet der NPD wird“, betont Kammeyer; über 30 Gruppierungen, Parteien, Gewerkschaften, Schulen, das Rote Kreuz und der Vegesacker Einzelhandel – die bei der letzten NPD-Demo ein Umsatzminus von 50 Prozent gehabt hätten – haben sich daher zusammengetan, um den Rechten etwas entgegenzusetzen.

„Unser Vorbild ist die Gemeinde Weyhe“, sagt Thomas Pörschke. Er ist für die Grünen im Beirat und erinnert daran, dass ein breites Bündnis in der Umlandgemeinde dazu führte, dass die NPD im März ihren dort geplanten Aufmarsch verlegte – nach Vegesack.

Am Bündnis gegen Rechts, das in den Fußgängerzonen Breite Straße und Sagerstarße seine Aktivitäten entfalten wird – die Rechten halten ihre Kundgebung am Aumunder Platz ab – haben sich alle Parteien im Ortsbeirat beteiligt. Außer der CDU. Zwar sind CDU-Beiratsmitglieder beigetreten, aber die Partei argumentiere, dass jeder Protest die NPD aufwerte. So ist denn auch auf der Rednerliste für den 23. Juni kein CDUler zu finden. „Aber wenn der Protest ausbleibt, ist das höchst missverständlich, zum Beispiel für die ausländischen Mitbürger“, sagt Pörschke. Diese seien ausdrücklich eingeladen, nicht „angstvoll zu Hause zu bleiben“, sondern den Konzerten togolesischer, marokkanischer und tamilischer Bands zu lauschen.

Die Schirmherrschaft für das Bremen–Norder Volksfest gegen Rechts hat die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung Marie-Luise Beck übernommen, die gleichzeitig auch die Hauptrednerin ist. Eine Bitte an den Gesamtsenat, die Schirmherrschaft für die Veranstaltung zu übernehmen, ist zum Leidwesen des Ortsamtsleiters dagegen bis zum heutigen Tag unbeantwortet geblieben.

Namentlich auf den designierten Innensenator Kuno Böse (CDU) hatten die Gegenveranstalter Hoffnungen gesetzt. „Er hätte die NPD-Kundgebung verbieten können, das tun sie in anderen Städten auch. Wenn die NPD dann klagt, hat man wenigstens Zeit gewonnen. Das Verbot dieser Partei steht ja hoffentlich bevor“, so Helmut Rattai vom DGB.

Der Grüne Thomas Pörschke würde sich mindestens wünschen, dass Böse am Samstag nach Bremen–Nord rauskommt, „und ein Grußwort an die Gegendemonstranten richtet. Aber das wird wohl nicht stattfinden.“ hey

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