piwik no script img

Skinhead in Lebensgefahr

„Ohne erkennbaren Grund“ überfielen sieben bis acht Jugendliche drei Skinheads in Siegburg. Einer von ihnen liegt mit schwersten Kopfverletzungen im Krankenhaus

SIEGBURG taz ■ Der Abendspaziergang dreier Skinheads in Siegburg hat möglicherweise tödliche Folgen. Vom Outfit her unübersehbar als stolze Deutsche erkennbar, schlenderten die 17, 18 und 21 Jahre jungen Männer gut gelaunt am Freitag um 23 Uhr von McDonalds kommend durch die Siegburger Innenstadt. „Lieber Currywurst als Döner“ prangte bei einem auf dem T-Shirt.

Doch dieses T-Shirt hätte er wohl an diesem Tag besser nicht getragen. Denn den sieben bis acht Jugendlichen mit laut Polizeibericht „südländischem Aussehen, vermutlich türkischer Herkunft“, die ihnen auf der Fußgängerzone entgegenkamen, gefiel es offenbar überhaupt nicht. Unter lauten Rufen wie „Heil Hitler“ und „Nazi-Deutsche“ stürzten sie sich auf die drei, laut Zeugenaussagen der Angegriffenen, aber auch eines unbeteiligten älteren Anwohners, „ohne erkennbaren Grund“.

Während die beiden Jüngeren flüchten konnten, schaffte es der 21-Jährige nicht mehr. Ihm wurde ein Bein gestellt, er fiel hin, und die Gruppe schlug und trat auf ihn ein. Einer der Jugendlichen, die zwischen 20 und 22 Jahre alt sein sollen, riss schließlich aus einem angelegten Baumbeet einen über zwei Meter langen Pflanzpfahl aus und schlug mehrfach auf den Kopf des am Boden Liegenden. Danach flohen die Angreifer, bevor die von den beiden Geflüchteten alarmierte Polizei eintraf. Der Skinhead blieb schwer verletzt zurück.

Auch am Montag schwebte er immer noch in akuter Lebensgefahr. Von den Tätern, einer von ihnen mit „auffallend kräftiger Statur“, fehlt bislang jede Spur.

Nun hat die Bonner Mordkommission und die Staatsanwaltschaft für Kapitaldelikte die Ermittlungen aufgenommen und recheriert mit mehreren Teams im Umfeldbereich des Tatorts.

„Ich bin erschrocken über das Ausmaß an Brutalität, mit der da vorgegangen wurde“, sagte der Sprecher der Polizei in Bonn, Robert Scholten, gegenüber der taz. Obwohl längst wehrlos am Boden, sei nicht von dem 21-Jährigen abgelassen worden. Es sei zwar richtig, dass die drei Angegriffenen zur rechten Szene gehörten, das könne jedoch das Vorgehen der Angreifer in keiner Weise rechtfertigen. „Wir hoffen, die Täter schnellstmöglich zu fassen und die genauen Umstände der Tat lückenlos aufklären zu können“, so Scholten. PASCAL BEUCKER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen