piwik no script img

SPD-Fraktion bleibt in Tempelhofer Hand

Als Nachfolger von Klaus Wowereit hat die SPD gestern Nachmittag Michael Müller zum neuen Fraktionschef gewählt

Gestern wählte die SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus Michael Müller einstimmig zu ihrem neuen Vorsitzenden. Müller erklärte in einer ersten Stellungnahme, er rechne „mit harten Wochen“, die vor ihm persönlich und seiner Fraktion lägen. Müller geht von einem aggressiven Wahlkampf der CDU aus. Mit Blick auf Frank Steffel, seinen Amtskollegen in der Unionsfraktion und Spitzenkandidaten der CDU, meinte Müller: „Wenn einer seiner Berater tatsächlich Helmut Kohl ist, werden wir noch viel Spaß im Wahlkampf haben.“

Die politischen Karrieren in Berlin verlaufen in diesen Tagen steil. Steffel (35), noch im April lediglich stellvertretender Fraktionschef der Union, ist heute Spitzenkandidat der Konservativen. Michael Müller (37) hatte erst im März diesen Jahres die Position des stellvertretenden SPD-Fraktionschefs übernommen und rückt nun schon in die erste Reihe im Abgeordnetenhaus auf.

Bisher saß hier Klaus Wowereit, jetzt Regierender Bürgermeister. Wie Wowereit kommt auch Michael Müller aus dem Bezirk Tempelhof. Dort ist er Kreisvorsitzender der SPD, dort leitet er auch eine kleine Druckerei. Müller ist ein erfolgreicher Selbstständiger, jedoch ohne akademische Ausbildung: eine Seltenheit in der heutigen Sozialdemokratie. Zum politischen Engagement motivierte Müller nach eigenen Angaben das Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Helmut Schmidt 1982. Dem neuen Berliner Senat – ebenfalls durch ein Misstrauensvotum ermöglicht – will Müller möglichst schnell breite Legitimation durch Neuwahlen verschaffen. Eine seiner ersten Amtshandlung war ein Schreiben an den Präsidenten des Abgeordnetenhauses mit der Bitte, ein Treffen aller Fraktionschefs zu initiieren, um sich doch noch auf den 23. September als Wahltermin zu einigen.

ROBIN ALEXANDER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen