: Kinderblick als Puzzlespiel
■ Regenbogen fordert, Kinder und Jugendliche in Zukunft verstärkt an der Stadtplanung zu beteiligen
Der „Ausschuss für Jugend und Sport“ beschäftigt sich heute im Rathaus mit Anträgen zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an der Stadtplanung. „Die Planungsergebnisse sind einfach besser, wenn man die beteiligt, die es betrifft“, sagt Cornelia Frieß von der Bürgerschaftsgruppe Regenbogen. Das Nachbarland Schleswig-Holstein habe zehn Jahre Erfahrung damit. Dort ist der „Kinderblick“ bei Planungen in Paragraf 47 der Gemeindeordnungen seit 1992 fest verankert. 24 speziell ausgebildete „Planungsbegleiter“ ziehen durchs Land. Wird ein Viertel neu geplant, werden schon 8-Jährige nach ihren Wünschen gefragt.
Auch in Hamburg war immer wieder von „Beteiligung“ die Rede. Die Behördenarbeitsgruppe „Kinder-Leben in Hamburg“ hat jüngst einen Beteiligungs-Ratgeber für die Bezirke verfasst. Darüber hinaus wurden Minderjährige in über 34 Einzelprojekten in die Gestaltung ihrer Umwelt einbezogen. Doch gesetzlich verankert ist die Kindermitbestimmung nur bei Freizeitangeboten.
Der Regenbogen-Gruppe reicht dies nicht. Sie hat nun beantragt, dass Kinder wie im Nachbarland bei „allen Vorhaben, die ihre Inte-ressen betreffen“, gehört werden. Dazu hätten Kinder laut Artikel 12 der UN-Kinderkonvention das Recht. Das Bezirksverwaltungsgesetz müsse um einen entsprechenden Paragrafen ergänzt werden, fordert der Regenbogen-Abgeordnete Lutz Jobs. Bislang komme Beteiligung in Hamburg nur zustande, wenn es Kindern gelänge, Erwachsenen ihre Meinung überzeugend zu vermitteln.
Diese müssten dann mühsam die Planer vor Ort überzeugen und in dem „Wust von unterschiedlichen Programmen verschiedener Behörden“ herausfinden, wer nach welchen Spielregeln Geld dafür gibt. Das Motto des Senats könne man als „Puzzle statt Plan“ zusammenfassen, kritisierte Jobst: „Nichts gegen Puzzle-Spiele, aber sie sind unglaublich frustrierend, wenn Teile fehlen oder man nicht weiß, wo sie rumliegen.“ Kaija Kutter
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