: Bremen braucht ■ libanesische Lebensmittelhändler!
Der designierte Innensenator Kuno Böse hat im Studio von Buten&Binnen am Mittwochabend einen bemerkenswert peinlichen Auftritt gehabt: Ein Filmbericht hatte die Familie Chabor gezeigt, die einen „Libanesischen Lebensmittelhandel“ in Walle betreibt und vom Ausländeramt seit Monaten mit der Abschiebe-Drohung schikaniert wird. Staatsrat Böse redete über türkische Libanesen im Allgemeinen und über die Gesetzestreue seiner Behörde – ohne zu ahnen, dass das Bremer Verwaltungsgericht gerade die Abschiebung gestoppt hatte.
Seine Ausländerbehörde wird weiter in den Akten herumstöbern, um irgendwelche türkischen Beweisstücke zu finden. Warum? Warum kann eine offensichtlich aus dem Libanon stammende Familie, die von ihrer eigenen Arbeit lebt, nicht eine Chance bekommen, sich hier zu integrieren? Warum hilft die Ausländerbehörde eigentlich nicht hier lebenden Ausländern bei der Bewältigung ihres Lebens?
Unsere Stadt braucht solche libanesischen Lebensmittel-Händler, das ist ein Stück unseres kulturellen Reichtums. Wir wollen nicht nur deutsches Aldi-Fressen. Bornierter Provinzialismus kommt hinter dem verlogenen Etikett von Rechtsstaatlichkeit zum Vorschein. Hoffentlich werden die Gesetze bald geändert, so dass man hier einwandern kann wie in jedes zivilisierte Land der westlichen Welt.
Auf die „deutsche Leitkultur“, die unser Senat durchsetzt, kann niemand stolz sein – schämen sollten wir uns! Klaus Wolscher
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