: Das World Wide Web wird zum Transfermarkt
Die Bremer Steve Krömer und Björn Schierenbeck haben unter www.spielerarchiv.de die erste deutsche Fußballbörse im Internet aufgemacht
BERLIN taz ■ Danny Fütterer kam vor acht Jahren zum SV Werder Bremen. 17 war er damals und einer, von dem es hieß, er könne einmal den Sprung schaffen, hoffnungsvolles Jungtalent nennt man das im Fußballgeschäft. „Klar habe ich mir eine Bundesligakarriere erträumt“, blickt Fütterer zurück, so richtig geklappt aber hat es damit nicht. Zu einem Einsatz in der Republik höchsten Spielklasse hat Danny Fütterer es in all den Jahren gebracht, den Rest der Zeit durfte er lediglich mit den Amateuren von Werder auflaufen, in der Regional- oder Oberliga, dort allerdings galt er als Leistungsträger im Mittelfeld. Dennoch, das muss man schon so sagen: Den ganz großen Sprung hat er wohl verpasst.
Ein richtig guter Regionalligaspieler ist Danny Fütterer aber allemal geworden, abgelaufen ist seine Zeit beim SV Werder nach dieser Saison dennoch. Mit 25 ist er mittlerweile zu alt, um weiterhin als junges Talent durchzugehen, als Schmiede für solche aber sieht der Bundesligist an der Weser sein Amateurteam. Genau deshalb hat man dem 25-Jährigen Anfang des Jahres mitgeteilt, dass man nach dieser Saison nicht mehr mit ihm plane.
Es ist das nur der Lauf der Dinge im Fußball und also die Normalität. Danny Fütterer hat es trotzdem getroffen, zumal er deshalb ja nicht aufhören möchte mit dem Fußball. Also hat er sich auf die Suche nach einem neuen Verein gemacht, was gar nicht so einfach ist für einen Fußballer in der Regionalliga. Wenn Sebastian Deisler seinen Klub verlassen möchte, steht das in allen Zeitungen und die Vereine stehen Schlange. Bei einem wie Danny Fütterer ist das weniger der Fall.
Eine Tatsache, aus der Steve Krömer und Björn Schierenbeck nun eine Geschäftsidee entwickelt haben. Spielerarchiv.de nennen die beiden Bremer ihre Website, auf der sie einen in Deutschland bisher exklusiven Service für Fußballer bieten: Diese können sich, sofern sie mindestens in der Oberliga dem Ball nachhetzen, seit April unter www.spielerarchiv.de auf einem neu gegründeten virtuellen Transfermarkt anbieten. Was erstaunlich wenig Aufwand für den Spieler mit sich bringt – und überdies auch noch kostenlos ist. Der wechselwillige Kicker muss lediglich besagte Website aufrufen und dort die Seite „Anmeldung“ anklicken, schon werden per Aufnahmeformular ein paar Informationen wie Name, Alter, Spielposition, bisherige Vereine und Ähnliches abgefragt. Sind die Daten von den beiden Website-Machern aus Bremen telefonisch überprüft worden, wird das Kickerprofil in die unendlichen Weiten des World Wide Web gebeamt – und ist dort abrufbar, allerdings nur für Vereine, die Kunde sind bei Spielerarchiv.de. 750 Mark kostet der Beitrag pro Halbserie beispielsweise für einen Regionalligaklub, 1.250 Mark für einen Erstligisten.
Genau damit beginnt derzeit noch ein bisschen das Problem: Zwar führen Krömer und Schierenbeck mittlerweile rund 200 Spieler in ihrer Börse, 80 Prozent davon aus der Oberliga, noch aber gibt es keinen Verein, der für einen Blick auf ihre Transferliste auch wirklich bereit wäre, Geld auszugeben. „Wir haben zwar einige Anfragen“, sagt Krömer, der die Idee für die Spielerbörse im Internet hatte und für deren technische Umsetzung zuständig ist, letztendlich aber scheiterte es bisher stets am Geld. „Manche haben uns mitgeteilt, dass ihnen 750 Mark einfach zu viel sind“, gibt Krömer zu. Billiger aber könne man den Service nicht anbieten, schon wegen der vielen Arbeit, die in den Seiten steckt. Zwei bis drei Stunden am Tag verbringt Webdesigner Steve Krömer, derzeit noch Student für Sport, Politik und Informatik an der Uni Bremen, damit, die Daten neuer Spieler zu überprüfen und die Seiten entsprechend zu aktualisieren. Bis zum Ende der Sommerpause wollen er und Björn Schierenbeck, selbst Vertragsamateur bei Werder Bremen und für den sportlichen Bereich zuständig, ihr Angebot auf rund 500 Fußballer erweitert haben. „Dann steht die Sache auf einer ganz anderen Basis“, sagt Krömer, dann, spätestens zum Wechselgeschäft in der Winterpause, hofft er auch auf zahlungswillige Vereine.
Dass er und Kollege Schierenbeck sich mit ihrem Angebot eine Marktlücke erschlossen haben, steht für den 26-Jährigen außer Frage, ebenso wie die Zielgruppe. „Gerade für Spieler der unteren Ligen ist unser Angebot eine gute Alternative zum jetzigen System“, glaubt Krömer, und meint damit die Vermittlung via Spielerberater. Diese genießen, schon weil sie bei jedem Wechsel ihrer Klienten mitverdienen wollen, bei Vereinen wie Spielern nicht eben den besten Ruf, der dann auch noch proportional zur Spielklasse abnimmt. „Unser Wunschgedanke ist“, sagt Björn Schierenbeck, „dass Spieler irgendwann auch ohne Berater auskommen.“ Am besten durch einen Klick bei www.spielerarchiv.de. FRANK KETTERER
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