: Putzen für Reiche
Die Nachfrage nach Haushaltshilfen in europäischen Haushalten steigt an, anerkannt ist der harte Job jedoch nicht. Der schlechte gesellschaftliche Status der „Putzis“ trägt dazu bei, dass sich viele europäische Arbeitskräfte zu schade für solch eine Arbeit sind. Deshalb greifen Arbeitgeber – also Sie und Sie und Sie – auf Migrantinnen zurück, die nicht aus der Europäischen Union stammen, sondern aus Osteuropa, Asien und Lateinamerika. Sie wandern in die wohlhabenden Industrieländer aus, um von dort ihre Familien zu unterstützen.
In Deutschland ist es bisher nicht möglich, ohne gesicherten Aufenthaltsstatus eine Arbeitsgenehmigung zu erhalten. So arbeiten viele Frauen ohne Arbeitsverträge und unter schlechten Bedingungen. Nach (naturgemäß auch geschätzten) Berechnungen des Volkswissenschaftlers Friedrich Schneider werden allein von illegal Beschäftigten in Privathaushalten 5,5 Milliarden Mark zum Bruttosozialprodukt erwirtschaftet. Im häuslichen Dienstleistungsbereich beschäftigte Migrantinnen müssten demnach ebenso ein Thema für die Zuwanderungskommission sein wie Fachkräfte für die Computerbranche oder die Bauwirtschaft.
In Großbritannien dürfen Hausangestellte zwar mit ihrem Arbeitgeber einreisen, das Arbeitsverhältnis bleibt jedoch immer an den ersten Arbeitgeber gebunden und macht somit eine emanzipierte Organisation von Haushaltshilfen undenkbar. In Spanien kommt man der großen Personalnachfrage im privaten und landwirtschaftlichen Bereich nach, indem man so genannte cupos an Frauen aus den Philippinen, Peru oder der Dominikanischen Republik vergibt. Cupos sind legale Anteile am Arbeitsmarkt, die jährlich an etwa zwanzigtausend Arbeiterinnen vergeben werden. Die Nachfrage ist allerdings wesentlich größer. In Italien werden inzwischen fast ein Drittel aller Arbeitsgenehmigungen an Hausangestellte erteilt.
Die so genannte Dienstmädchenfrage lässt Frauen in unterschiedlichen Lagen aufeinander treffen. Frauen in den Industriestaaten sind mittlerweile größtenteils erwerbstätig. Das Betreuen der Kinder und die Haushaltsführung werden jedoch oft immer noch ausschließlich einem weiblichen Aufgabenbereich zugeschrieben. Die Überlastung führt dazu, dass gerade in diesem Sektor verstärkt Haushaltshilfen angestellt werden. Viele der Migrantinnen verfügen über höhere Bildungsabschlüsse, finden jedoch keine ihrer Qualifikation angemessene Arbeit. SUE HERMENAU
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