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In Großbritannien wütet das MKS-Virus weiter

Ein Ende der Maul- und Klauenseuche ist nicht in Sicht: Zahl der Krankheitsausbrüche steigt wieder. Großbritannien kann die Epidemie nicht stoppen

BERLIN taz ■ Großbritannien hat die Maul- und Klauenseuche (MKS) noch längst nicht im Griff. Die Zahl der neuen Ausbrüche der extrem virulenten Krankheit hat in den letzten Tagen wieder zugenommen. Am Donnerstag wurden 4 neue Fälle registriert, am Dienstag 6 und am letzten Samstag sogar 7. Auch im Wochenvergleich ist die Zunahme augenfällig. Bis gestern stieg die Zahl der offiziell gemeldeten infizierten Höfe auf 1.773. Auf weiteren 8.334 Höfen in der 3-Kilometer-Zone um die Hotspots der betroffenen Bestände sind ebenfalls alle Tiere gekeult worden. Damit wurden in Großbritannien innerhalb der letzten vier Monate 3,4 Millionen Tiere getötet.

Ein Ende der Epidemie ist nicht in Sicht. Kurz vor der Wahl hatte der neue und alte Premierminister Tony Blair wiederholt das Ende des Seuchenzugs in Aussicht gestellt. „Wir sind schon auf der Zielgeraden“, versprach er seinen Landsleuten und gab die Countryside wieder für Besucher frei. Jetzt wird die Zielgerade immer länger. Margaret Beckett, die neue Ministerin für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten, warnt vor versteckten Virusreservoirs in den Schafherden, die „eine Langzeitbedrohung“ für die Viehbestände des Landes bedeuten. Der in Großbritannien grassierende Virustyp löst bei Schafen nur sehr milde Krankheitssymptome aus, deshalb kann der Erreger unerkannt in einigen Schafherden schlummern. Beckett bereitete die britische Öffentlichkeit darauf vor, dass die Epidemie „noch mehrere Wochen“ wüten kann, und forderte alle Bauern und Veterinäre auf, die Vorsichtsmaßnahmen nicht zu lockern. Doch aus Rücksicht auf den Tourismus sind bereits viele Fuß- und Wanderwege wieder geöffnet worden. Unterdessen hat der Independent zwei neue Selbstmorde von britischen Bauern gemeldet, deren gesunde Viehbestände vorsorglich gekeult worden waren.

Die Bauernopposition „Farmer for Action“ hat von Permier Tony Blair eine klare Entscheidung verlangt. Sie fordert entweder eine „toale Massenschlachtung“, um mit frischen Herden wieder neu anzufangen, oder die Aufnahme von Impfprogrammen, um die noch nicht infizierten Viehherden endlich zu schützen. Gleichzeitig warf sie der britischen Regierung vor, sie würde Tierkadaver aus den MKS-Massentötungen im Meer versenken. Als Zeugen präsentieren die Farmer einen Hafenarbeiter, der einen Großcontainer mit Tierkadavern im Hafen von Hull entdeckt hatte.

MANFRED KRIENER

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