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Kultur kommt auf die Straße

Marx-Flugblätter und Salatfelder in Neukölln: Das internationale Kunstprojekt „Areale“ will die BewohnerInnen des Bezirks irritieren und einbeziehen

Eine Garage auf dem Mittelstreifen einer Hauptstraße, Salatfelder in einer Hochhaussiedlung, Zeitungskästen mit Flugblättern von Karl Marx oder spirituelle Klänge am Rande eines Sportplatzes: Die Bewohner Neuköllns werden sich bald an merkwürdige Phänomene gewöhnen müssen. Schuld daran sind 17 Künstler aus Deutschland, Österreich und Japan, die von August bis November den Bezirk mit dem Schmuddelimage gezielt „umgestalten“ wollen. „Areale Neukölln“ nennt sich das Projekt.

Birgit Anna Schumacher, Kuratorin der „Areale“, ist sich sicher: „Die irritierenden Veränderungen der gewohnten Umwelt werden Stadtgespräch sein.“ Mit den üblichen Vorstellungen von „Kunst im öffentlichen Raum “ haben die Künstler nichts im Sinn. Sie wollen ihre Objekte nicht den Menschen kommentarlos vor die Nase setzen. Ihre Arbeiten seien speziell für Neukölln konzipiert worden, betont Schumacher. Sie setzten sich mit der Lebenswirklichkeit der Menschen im ärmsten Stadtteil der Hauptstadt auseinander.

Nach der erfolgreichen Förderung kultureller Einrichtungen wie der „Neuköllner Oper“, der Galerie im Körnerpark oder des Heimatmuseums will sich der Bezirk nun auch als Standort für die freie Szene ins Gespräch bringen. „Areale Neukölln“ könnte dabei die Chancen aufzeigen, die der Stadtteil bietet. „Raus aus den Institutionen – runter auf die Straße“ lautet das Motto von Kuratorin Schumacher. Den geringen Zulauf der Neuköllner Bevölkerung zu bildender Kunst mit Desinteresse zu begründen, betrachtet sie als „fatales Missverständnis“. Es seien oft nur die „heiligen Tempel“ der Kunst, die „Schwellenängste“ hervorriefen. Deshalb sollen die Bewohner des Bezirks auch mehr als nur passive Kunst-Konsumenten sein, ja die Hauptrolle spielen. Nicht wenige Einheimische sind in die Vorarbeiten involviert. „Der Prozess des Auf- und Abbaus, die Reaktionen der Leute, das ist alles Teil des Projekts“, sagt Schumacher. DDP

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