: Der Befehl zum Schönspielen
Frauen-EM: Trotz eines 5:0 über Russland kommt beim DFB-Team keine Freude auf
ERFURT taz ■ Sollte jemand behaupten, den deutschen Fußballerinnen gehe es nach ihren zwei EM-Siegen und Gruppenplatz eins am Samstag im bedeutungslosen Match gegen England nur noch um die Goldene Ananas, so hat dieser befürchten, mit Hohn und Spott überschüttet zu werden. Ihm wird überdies unterstellt, keine Ahnung zu haben vom Frauenfußball in Deutschland.
Also noch mal: „Erst kommt in Deutschland der Herrenfußball, dann der Herrenfußball, Herrenfußball und noch mal der Herrenfußball und dann erst wir“, belehrte Maren Meinert nach dem 5:0-Sieg über Russland die Zuhörer. Und Birgit Prinz, eine der weltbesten Angreiferinnen, legte gleich nach. Auf die harmlose Feststellung, dass das deutsche Team in Erfurt vor 6.000 Zuschauern sehr stark auftrumpfte, reagierte sie gereizt: „Es ist nun mal unser Los, dass wir uns nach Meinung der Öffentlichkeit immer neu beweisen müssen, jedes Spiel muss gut sein. Bei einem schlechten Spiel heißt es sofort geringschätzig: Na ja, die Frauen. Spielen die Männer schlecht, dann ist das okay.“ Und weiter: „Man kann ja nicht immer gut sein. Aussetzer können geschehen. Das ist normal.“ Folglich werde es auch am Samstag gegen die Engländerinnen kein schlechtes Spiel geben.
Prinzens Teamgefährtin Renate Lingor (1. FFC Frankfurt), sie steht vor ihrem 50. Länderspiel, sagt klipp und klar: „Wir spielen hier nicht nur, um ins Endspiel zu kommen, sondern weil wir gerne Fußball spielen und das 90 Minuten lang. Die EM ist für uns Werbung in eigener Sache. Außerdem haben die Leute Eintrittsgeld bezahlt.“ Lingor war diejenige, die gegen Russland die Vorlage für Bettina Wiegmanns Tor kurz vor der Pause gab. Prinz schoss in Halbzeit zwei das 2:0 (50.) Nahezu ohne Gegenwehr brillierte das DFB-Team mit variablem Kombinationsspiel. Meinert traf zum 3:0, Sandra Smisek noch zweimal zum Endstand.
Die Fans honorierten die Klasseleistung. Und Trainerin Tina Theune-Meyer hofft nun, „die lange Anlaufphase bis zum 1:0 zu verkürzen und dass in Jena am Sonnabend das Stadion gut gefüllt ist“. RAINER HENNIES
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen