Das Handy-Problem

■ Hamburger Feuerwehr wird erst langsam vom Sparzwang befreit

Für den Antrittsbesuch in der Hamburger Feuerwehrzentrale hatte SPD-Innensenator Olaf Scholz zwei Botschaften. Die gute zuerst: Das Sparen bei der Feuerwehr zwecks Haushaltskonsolidierung hat ein Ende. Und die schlechte: erst ab kommendem Jahr. Im Gegensatz zur Polizei, wo alle Sparmaßnahmen nach dem Medienrummel ab sofort zurückgenommen worden sind, werden die Vorgaben im Bereich Innere Sicherheit Feuerwehr noch vollzogen. Scholz Zugeständnis: „Dann werden wird aber ein Niveau erreicht haben, unter dem nichts mehr vorstellbar ist.“

Dabei ist die Arbeitslast bei den staatlichen Löschern und Rettern schon jetzt überspannt. Mehr Einsätze, weniger Personal und längere Arbeitszeiten. So rückten die 2160 BeamtInnen im Jahr 2000 zu 185.000 Rettungseinsätze aus – davon waren fast 10.000 Brände. So viele Einsätze wie noch nie, obwohl das Jahr laut Feuerwehr-Chef Dieter Farrenkopf ein „eher durchschnittliches, ohne klassische große Feuer“ war. Auch keine Katastrophen, die allen Beamten ad hoc alles abverlangten.

Die Funktionsfähigkeit ist allerdings bislang nur deshalb gewährleistet worden, erwidert Sieglinde Fries von der Gewerkschaft ver.di, „weil die Kollegen bis zum letzten ausgepowert werden“. So hatte Scholz-Vorgänger Hartmuth Wrocklage 1998 – nach schon 300 Stellenstreichungen – die Arbeitszeiten der Feuerwehrleute von 48 auf 50 Wochenstunden verlängert, um Personalengpässe zu beseitigen. Da die Behörde bislang keine Anzeichen macht, dieses zurückzunehmen, könnte Scholz an dem Punkt Ärger ins Haus stehen. Denn nach taz hamburg-Infomationen erwägt ver.di nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes, auch für die Feuerwehrleute Bereitschaftsdienste als normale Arbeitszeiten einzuklagen.

Ein besonders Problem macht Farrenkopf Kopfzerbrechen. Die Notrufeingänge verdoppelten sich im Jahr 2000 explosionsartig auf 850.000 Anrufe. Grund: Handys. „Heute rufen gleich mehrere Leute bei einem Vorfall an“, sagt Farrenkopf. Weil die Ortsangaben oft ungenau oder verschieden seien, komme es leicht zu „Zweifach-Alarmierungen“. Um die stetig steigende Anrufflut bewältigen zu können, werde das Personal in der Einsatzzentrale aufgestockt. Kai von Appen