: Catfight im Zweiten
Beim Fernsehduell Schwarzer gegen Feldbusch konnte man über beide lachen. Doch gemeinsam war ihnen nur der Ehrgeiz (Do., 23 Uhr, ZDF)
von JENNI ZYLKA
Man kann richtig hören, wie sich die Kerner-Redaktion das vorher gedacht hatte: Da laden wir die ein, die mit dem Bild von stereotyper Weiblichkeit Karriere gemacht hat, und die, deren Karriere sich auf den Kampf gegen genau dieses Bild stützt. Und dann gibt’s ein geiles Schlammcatchen. Einen Aufsehen erregenden Catfight.
Bei dem man natürlich über beide lachen kann, klar. Über Frau Feldbusch, weil sie so gutgelaunt-zickig und plappermaulig daherkommt, Teeniespitzen verschießt, dabei die ganze Zeit vor Selbstbewusstsein strotzt und einfach das meiste, was Frau Schwarzer sagt, gar nicht begreift. „Ich verstehe ganz oft gar nicht, was Sie sagen“, strahlt sie. Das kann man natürlich mutig nennen. Wenn man will. Oder dämlich.
Zwei Welten
Über Frau Schwarzer kann man lachen, weil sie mit dieser Flanke Naivität nicht umgehen kann. Weil Alices Welt eben weit entfernt von „Veronas Welt“ zu sein scheint, auch wenn der hilflose Kerner immer wieder verzweifelt nach Parallelen sucht. Dabei ist er auf die offenkundigste gar nicht gekommen: den Ehrgeiz.
Alice Schwarzer, die immer wieder darauf pocht, Journalistin zu sein, muss klar gewesen sein, dass es nicht eine sachbezogene Diskussion über die Rolle der Frau im Wandel der Zeiten sein würde, was die Kerner-ZuschauerInnen erwartet. Sondern ein medioker unterhaltsames, eher ärgerliches Medienspektakel der Blonden in Schwarz gegen die Dunkle in Weiß. Dass sie es trotzdem mitmacht, lässt tief blicken. Mindestens so tief wie Veronas unvermeidliches Dekolletee. Über das die Zuschauer natürlich klatschen, als Verona ihre Jacke ablegt, und es so als Argument im Ring etablieren. Dabei ist es doch nur ein Dekolletee und scheißegal.
Immer nur Ich
Alice hat eine Sache nicht verstanden, die Verona so verinnerlicht hat, dass sie den Erklärungsbedarf darüber noch nicht mal wahrnahm: Der Anlass für Schwarzers Arbeit war mal ein sozialer. Jetzt promotet sie zwar überwiegend sich selbst, aber es ging und geht um andere Frauen. Verona Feldbusch dagegen hat nie jemanden anderes als sich selbst präsentiert. Und so kann sie mit der Portion Solidarität auch nichts anfangen, die bei Schwarzer hin und wieder aus den Aussagen zu lugen scheint, und benimmt sich einfach bitchy bis hin zu unverschämten Bemerkungen. Aber Schwarzer muss einem kein Stück leid tun. Schließlich hat sie es nicht anders gewollt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen