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Überdosis Mitleid

Ehemaliger Soldat gesteht, fünf Patienten des Bundeswehrkrankenhauses getötet zu haben

Das Bundeswehrkrankenhaus ist derzeit ein Fall für die Mordkommission. Seitdem ein ehemaliger Krankenpfleger gestanden hat, in dem Krankenhaus fünf Patienten getötet zu haben, laufen die polizeilichen Ermittlungen.

Der 27-jährige Thomas K. war 1996 auf der Intensivstation des Krankenhauses in Mitte als Zeitsoldat eingesetzt gewesen. Wie Sascha Daue, Sprecher der Justizverwaltung, gestern bestätigte, habe K. gestanden, zwischen Januar und September 1996 fünf auf der Intensivstation behandelte männliche Patienten getötet zu haben.

Der Beschuldigte war 1998 aufgrund eines Urteils des Landgerichtes wegen mehrerer Brandstiftungen auf Dachböden und Kellern verurteilt worden. Da er diese in einem schuldunfähigen Zustand begangen habe, befinde er sich seither in einem Krankenhaus im Maßregelvollzug, so Daue. K., gegen den nun wegen Totschlags in fünf Fällen ermittelt wird, hatte sich im März 2001 an eine Vertrauensperson gewandt. Ihr habe er gestanden, fünf Schwerstkranke im Alter von 70 bis 80 Jahren getötet zu haben, indem er ihnen überdosierte Medikamente verabreichte oder verordnete Medikamente absetzte, so Daue weiter. Als Motiv habe er angegeben, aus Mitleid mit den Kranken gehandelt zu haben. Nach dem Geständnis im März habe man sofort ein Verfahren eingeleitet.

Die Überprüfung des Zeitraumes der Tätigkeit von Thomas K. in dem Krankenhaus sowie zahlreicher Krankenakten lasse das Geständnis glaubhaft erscheinen, so der Pressesprecher. Auszuschließen sei nicht, dass der Beschuldigte die Taten im Zustand einer geistigen Erkrankung begangen haben könnte. Zum derzeitigen Stand der Ermittlungen wollte Daue sich nicht äußern. DUNJA ALFERMANN

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