: Filigrane Einigkeit
Senat: Die „Topographie des Terrors“ kann weitergebaut werden. Auch Architekt Zumthor akzeptiert Kostenplan
Nach jahrelangen Diskussionen und einem mehr als einjährigen Baustopp hat der Senat gestern für einen Durchbruch bei der „Topographie des Terrors“ gesorgt: Das geplante Dokumentationszentrum in Kreuzberg kann weitergebaut werden, nachdem sich der Architekt Peter Zumthor und die Bauverwaltung auf Kosten von 76 Millionen Mark zum Bau der Gedenkstätte an die Untaten der NS-Opfer geeinigt haben. Nach der Zustimmung des Senats müssen in der kommenden Woche nur noch der Hauptausschuss und das Abgeordnetenhaus einer Fertigstellung des filigranen Betonstabbauwerks zustimmen – wegen der Mehrheiten im Parlament gilt die Zustimmung als sicher.
Kultursenatorin Adrienne Goehler (parteilos, für die Grünen) sprach von einem „Durchbruch“ für den ambitionierten Betonstabwerkbau. Bausenator Peter Strieder (SPD) verwies darauf, dass es nach langen Verhandlungen und immer neuen Rechnungen seiner Experten gelungen sei, die zeitweise auf bis zu 110 Millionen Mark geschätzten Kosten auf 76 Millionen zu drücken – eine Summe, die man mit „großer Sicherheit“ einhalten werde. Ursprünglich sollte der Bau nur 45 Millionen Mark kosten. Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD) hatte bereits mehrfach zugesichert, dass der Bund die Hälfte der Kosten für das Bauwerk tragen werde, wenn es nicht teuer werde als 76 Millionen. Zumthor hatte sich dagegen noch im März geweigert, seine Zustimmung zu der jetzt beschlossenen, abgespeckten Version seines Entwurfs zu geben. Er erklärte damals, der Bau koste mindestens etwa 81 Millionen Mark – sonst entspreche er nicht seinem Entwurf.
Der Senator erklärte, dass für 70 Prozent der Baubestandteile nun eine Marktabfrage vorgenommen worden sei, um zu testen, ob die veranschlagten Kosten einzuhalten seien. Zu den Verbindungsstellen der horizontalen und vertikalen Betonstäbe, den so genannten Knotenpunkten, fehle jedoch noch ein Gutachten der Technischen Universität Dresden, ob diese nach einem Dübelsystem des renommierten Stuttgarter Tragwerksexperten Jörg Schlaich miteinander verbunden werden könnten. Die befragten Experten hätten jedoch schon jetzt signalisiert, dass dies wohl kein Probleme bereiten werde.
Damit scheint der Weg frei für einen Weiterbau der Gedenkstätte ab dem Frühjahr 2002, wie in der Bauverwaltung geplant wird. Schon in diesem Sommer würden dann die filigranen Betonstäbe gegossen. Im Mai 2005, zum 60. Jahrestag des Kriegsendes, soll der Bau dann endlich abgeschlossen sein.
Der Vizevorsitzende der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Alexander Kaczmarek, erklärte, seine Fraktion werde im Parlament nur der Hälfte der ursprünglich veranschlagten Kosten von 45 Millionen Mark zustimmen. Er verwies zudem auf eine Sonderprüfung des Rechnungshofes zu den Kosten, die immer noch ausstehe. Mehrkosten von 31 Millionen Mark seien kein Erfolg, sondern ein „finanzpolitisches Desaster“.
PHILIPP GESSLER
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