: Norwegens Torfrau schon angestochen
Die DFB-Mannschaft strotzt vor dem heutigen Halbfinale der EM gegen die Skandinavierinnen vor Selbstsicherheit
ULM taz ■ „Are you ready? Yeah! Are you ready? Yeah! – Toi, toi, toi.“ Das Geheimnis um den Kampfruf der deutschen Fußballfrauen ist gelüftet. Vor Olympia wurde die neue Parole geboren: „Wir wollten einfach etwas Peppiges haben“, sagt Steffi Jones, „etwas, was die Mannschaft heiß macht.“ Doch mit der Motivation dürfte das deutsche Team vor dem EM-Halbfinale heute gegen Olympiasieger Norwegen im Ulmer Donau-Stadion (15.05 Uhr/ZDF) ohnehin keine Probleme haben. Die Spannung ist schon einen Tag vorher da.
Göril Kringen, Kapitän der Norwegerinnen, versucht, die Parole von der Olympia-Revanche, die Deutschland anstrebe, abzuschwächen: „Nein, es ist kein besonderes Spiel. Der Druck liegt nicht auf uns.“ Dabei sind die Spiele zwischen den alten Rivalen immer besondere. Deutschland gegen Norwegen dürfte die emotionalste Partie im Frauen-Fußball sein. „Norwegen ist jetzt dran“, sagt Steffi Jones. „Bei Olympia haben sie gegen uns Glück gehabt, zweimal verlieren wir nicht.“ Als Zeichen der Stärke erzählt sie die Geschichte von jener Radtour, die sie mit Spielerinnen gemacht hatte: „Da sind wir fast von einem Lkw überrollt worden. Wenn wir nicht schnell in den Graben gesprungen wären, hätte es eng werden können. Danach habe ich gedacht: Jetzt kann uns nichts mehr passieren.“
Das Selbstbewusstsein vor dieser Knockout-Partie ist enorm. „Unser Mittelfeld ist so unglaublich stark. Gerade unsere US-Profis haben viel Siegermentalität ins Team gebracht“, sagt Torfrau Silke Rottenberg, während Steffi Jones ergänzt: „Silke ist unheimlich gut drauf. Mit dem gehaltenen Elfmeter gegen England hat sie das Signal gesetzt: Selbst wer freie Bahn hat, kommt nicht an mir vorbei.“
Nun müssen nur noch die kleinen Rituale stimmen, um mit der Nervosität vor dem Spiel klar zu kommen. Silke Rottenberg gibt sich den Kick mit lauter Drums’nÄBass-Musik über den Walkman und Steffi Jones hat für Stürmerin Birgit Prinz eine Art Voodoo-Puppe gebastelt: Die Nadel steckt auf dem Bild von Norwegens Torfrau Bente Nordby.
MATTHIAS KITTMANN
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