Am offenen Herzen geübt

■ Ein UKE-Chirurg soll operiert haben, obwohl er nach einem Gehirnschlag dazu nicht mehr in der Lage war

Ein Bericht der Hamburger Morgenpost trug gestern Unruhe in Wissenschaftsbehörde wie Universitätsklinikum Hamburg-Eppen-dorf (UKE). Wissenschaftssenatorin Krista Sager (GAL) wie Professor Heinz-Peter Leichtweiß, Ärztlicher Direktor des UKE, fühlten sich zu eilig einberufenen Pressekonferenzen bemüßigt. Die Vorwürfe: Der Chef der Herzchirurgie, einst hochangesehen, durfte nach einer Hirnblutung weiter operieren, obwohl er unter Lähmungen, Gedächtnis- und Sprachstörungen litt. Davon soll Leichtweiß gewusst und es gar als „Rehabilitationsmaßnahme“ gefördert haben. Bei mindestens zwei Operationen soll es zu schweren Schädigungen der operierten Kinder gekommen sein.

Auch Krista Sager sollen die Vorgänge bekannt gewesen sein. Vor einigen Monaten hatten UKE-Mitarbeiter ihr in einem anonymen Brief davon berichtet. Gestern wies Sager den Vorwurf der Untätigkeit zurück: Weil sie den Brief erst erhalten habe, als der betroffene Arzt bereits frühpensioniert war, hätte es allein um eine nachträgliche Aufklärung der Ereignisse gehen können. Sie habe eine Stellungnahme des Ärztlichen Direktors gefordert, die kam im Oktober 2000. Da habe die Staatsanwaltschaft bereits ermittelt. Außerdem hätten Behörde und UKE nach Wegen gesucht, „um von vornherein zu vermeiden, dass Patientinnen und Patienten in derartigen Fällen in Gefahr geraten können“. Künftig sollen Ärzte in solchen Fällen erst wieder im OP stehen dürfen, wenn ein ärztliches Gutachten das empfiehlt.

Ein solches Gutachten aber soll es nach Darstellung des UKE gegeben haben. Es prognostizierte „positive Perspektiven für den Einsatz des Operateurs“, erklärte Leichtweiß. Deshalb legte der Arzt einen „Stufenplan zur Wiedererlangung seiner chirurgischen Kompetenz“ vor, den allerdings die UKE-Leitung ablehnte. „Dass zwischenzeitlich der Herzchirurg schon aktiv an Operationen beteiligt gewesen sein soll, war der UKE-Leitung nicht bekannt“, versichert Leichtweiß. Desweiteren könne sie sich zu den laufenden Ermittlungen oder der Erkrankung des Arztes nicht äußern. Sandra Wilsdorf