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Short Sea Shipping für Anfänger

■ Der Kurzstrecken-Seeverkehr soll helfen, die überfüllten Straßen zu entlasten / BUND befürchtet Häfenausbauten

Verkehrsstaus schädigen die Umwelt – und kosten die Wirtschaft jährlich Milliarden. Trotz wachsender Probleme durch überfüllte Straßen, zögerten die Unternehmen jedoch, Verkehr stärker als bisher auf die Küstenschifffahrt zu verlagern, heißt es dazu aus dem Bremer Ressort für Wirtschaft und Häfen. Ein neues Informationsbüro soll nun dafür sorgen, dass mehr Güter auf dem Wasserweg europaweit zum Ziel kommen. Der angehme ökologische Effekt: Der Energieeinsatz pro Tonne Fracht ist beim Transport per Schiff weitaus geringer als beim LKW.

Für Stefan Woltering, Ressort-Abteilungsleiter Verkehr, sind es nicht allein ökonomische Gründe, die dem LKW-Verkehr so enorme Zuwachsraten (bis 2015 geschätzte 60 Prozent) bescheren würden. Vielmehr habe der Kurzstreckenseeverkehr ein deutliches Marketingproblem – zu unfexibel, zu langsam, heißen die gängigen Gründe, seine Produkte eben nicht per Schiff zu befördern. Tatsächlich unterbricht der im Hafen notwendige Umschlag die Transportkette mehrmals. Trotzdem: Für Woltering eignet sich gerade Ladegut, dass nicht „zeitkritisch“ ist – beispielsweise Holz, Maschinenteile und Schwerverderbliches – für den Transport entlang der europäischen Küsten. Sofern der Preis stimmt.

In vielen Unternehmen jedoch scheint man keine so rechte Vorstellung von dieser Alternative zu haben. Das „Short Sea Shipping Promotion Center“ (SPC) in Bonn, dem auch Bremen mit 30.000 Mark Starthilfe leistet, soll diese Informationslücke schließen helfen. Geplant ist ein Internet-Portal, bei dem sich Interessenten über mögliche Routen und Transportdetails schlau machen können. Auch die Auslastung der Schiffe könnte via Internet verbessert werden – wenn sich mehrere Kunden zusammentun. Das SPC, das vom „Verein zur Förderung des Kurzstreckenseeverkehrs“ aus der Taufe gehoben wurde und vorerst vom Bund und den Küstenländern getragen wird, soll der Ansprechpartner in Sachen Short Sea Shipping werden.

Natürlich wollen die Mitglieder im Kurzstrecken-Club – wie Bremen/Bremerhaven – auch von einem höheren Verkehrsaufkommen profitieren. Schon heute macht laut Senator Josef Hattig der Europa-Verkehr der Häfengruppe Bremen/Bremerhaven mehr als die Hälfte des Gesamtumschlags an den Kajen aus – vor allem jedoch in Form von Containern. Doch gerade im Zuge der EU-Osterweiterung müssten noch jede Menge anderer Güter aufs Wasser, heißt es – allein durch verstärkten Straßenbau könne man des zu erwartetenden Verkehrs kaum Herr werden.

Aus Sicht des Bremer BUND indes hat dieser pragmatische Ansatz durchaus Schattenseiten: Die Umweltschützer befürchten eine „Lawine von Häfenausbauten“ und anderen wasserbaulichen Aktivitäten gerade in Osteuropa – mit entsprechendem Landschaftsverbrauch. Schließlich handelt es sich bei den Küstenfahrern um ausgewachsene Seeschiffe. Es sei überdies wichtiger Transporte zu vermeiden, als lediglich auf wachsende Verkehre zu reagieren.

hase

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