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Sorge um die Stimmung

Schwache Konjunktur verschlechtert Situation auf dem Arbeitsmarkt. Knapp 3,7 Millionen ohne Job. BA-Chef Jagoda befürchtet, dass sich Pessimismus breit macht

NÜRNBERG taz ■ Knapp unter 3,7 Millionen Arbeitslose Ende Juni, das sind 26.400 weniger als im Vormonat – und dennoch kommt beim Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit (BA) in Nürnberg, Bernhard Jagoda, keine Freude auf. Das hat seinen Grund: Die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums wirkt sich inzwischen deutlich auf den Arbeitsmarkt aus. Von jahreszeitlichen Einflüssen bereinigt ist die Beschäftigung in Deutschland im vierten Monat in Folge nicht mehr gestiegen und die Arbeitslosigkeit ist seit einem halben Jahr kontinuierlich nach oben geklettert.

BA-Präsident Jagoda ist sich mit Bundeskanzler Schröder einig, dass der weitere Fortgang eine Frage der Psychologie ist: „Ich habe große Sorge, dass sich Pessimismus breit macht“, bekundete Jagoda. Man müsste jetzt die „Grundstimmung am Standort Deutschland ins Positive wenden“, schließlich habe man es nicht mit einer Rezession, sondern „nur mit einem langsameren Wachstum“ zu tun. Arbeitsminister Walter Riester schritt sogleich zur Tat und versuchte sich am Stimmungswandel. Er rechnete aus, dass im Monat Juni letztmals 1995 die Zahl der Arbeitslosen die 3,7-Millionen-Marke unterschritten hatte. CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer zeigte sich erwartungsgemäß wenig einsichtig, verschlechterte die Stimmung und warf der Bundesregierung eine verfehlte Wirtschaftspolitik vor.

Wegen der stärkeren Exportabhängigkeit der westdeutschen Wirtschaft bekommt insbesondere der Arbeitsmarkt in den alten Bundesländern die weltweite Schwäche der Konjunktur zu spüren. Saisonbereinigt hat sich die Arbeitslosigkeit in Deutschland im Juni um 22.000 erhöht, aber allein 14.000 davon entfielen auf die alten Länder.

Nicht saisonbereinigt liegt die Arbeitslosigkeit nur noch um 30.000 unter dem Vorjahresniveau. 2,38 Millionen ohne Job im Westen entsprechen einer Arbeitslosenquote von 7,1 Prozent, 1,31 Millionen im Osten bedeuten 16,8 Prozent.

Auch der Lehrstellenmarkt ist von der Abschwächung der Konjunktur betroffen und weist deutliche regionale Unterschiede auf. Kommen bundesweit auf 10 noch unbesetzte Lehrstellen 17 Bewerber, sind es in den alten Ländern nur 12, in den neuen dagegen 45. In Sachsen und Brandenburg kommen gar 60 Bewerber auf 10 unbesetzte Ausbildungsstellen. Spitzenreiter ist Bayern. Nur in diesem Bundesland gibt es rechnerisch einen Mangel an Bewerbern, denn auf 10 unbesetzte Stellen kommen nur 9 Bewerber. BSI

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