piwik no script img

Wahlkampf beschleunigt

■ St. Georg bekommt Gesundheitsraum, aber keine Lösungen für Crack

Auch wenn im Wahlkampf funktioniert, was jahrelang nicht klappte, gebiert Aktionismus doch keine Konzepte. Das machte die gestrige Sitzung des Gesundheitsauschusses einmal mehr deutlich. Zwar bekommt St. Georg nun endlich den jahrelang geforderten zweiten Gesundheitsraum, doch für das Problem Crack gibt es weiterhin nicht mehr als die Erklärung, man habe das Problem erkannt. Der mobile Gesundheitsraum soll nur ein Provisorium sein, in dem konsumiert, nicht aber betreut wird. „Die Beratung wird weiterhin im Drob Inn stattfinden“, sagte Christina Baumeister, Drogenbeauftragte des Senats. Für die tatsächliche Einrichtung, soll die Ausschreibung „gegen Ende August fertig sein“, kündigte Senatorin Karin Roth (SPD) gestern Abend an.

Das von Experten, Anwohnern, Politikern und letztlich auch der BAGS immer wieder als dringlich bezeichnete Problem des Crack-Konsums wird wieder vertagt. „Dazu veranstaltet Frau Baumeis-ter am Freitag eine Fachtagung“, erklärte Senatorin Roth. Immerhin. Bisher haben immer andere als die Behörde zu dem Thema geladen. In einer Vorlage zur gestrigen Sitzung ist denn auch nur die Rede von der notwendigen „Entwicklung von Konzepten für ergänzende Hilfen“. Die Behörde äußert die Erwartung, dass auch Heroinabhängige mit einem hohen Beikonsum von Crack zu den Probanden der Arzneimittelstudie zur heroingestützten Behandlung gehören werden und somit einer suchtmedizinischen Behandlung zugeführt werden. Wann und wo die aber beginnt, ist noch völlig unklar.

Am Rande ging es noch um die Hilfeeinrichtungen für drogenabhängige Frauen, „Café Sperrwerk“ und „Ragazza“. Während die halbe Stelle einer Ärztin im ersteren inzwischen fest im Haushalt steht, basiert die ärztliche Betreuung bei „Ragazza“ immer noch auf Spenden. Die Behörde denkt nach eigenen Aussagen auch nicht daran, das zu ändern. Sandra Wilsdorf

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen