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Israel zerstört Häuser

Israels Armee zerstört über 30 Häuser palästinensischer Flüchtlinge nahe Jerusalem und im Gaza-Streifen. Bei einer darauf folgenden Schießerei gibt es wieder Verletzte

JERUSALEM ap/dpa ■ Den zweiten Tag in Folge hat die israelische Armee gestern mit Panzern und Planierraupen Häuser von palästinensischen Flüchtlingen zerstört. Die Streitkräfte drangen am Morgen in ein palästinensiches Flüchtlingslager bei Rafah im Gaza-Streifen ein. Danach kam es zu einem schweren Feuergefecht, in dessen Verlauf fünf Palästinenser und drei Soldaten verletzt wurden. Die USA hatten kurz zuvor den Abriss von palästinensischen Wohnhäusern im Osten Jerusalems am Montag in ungewöhnlich scharfer Form kritisiert.

Über die Lautsprecher einer Moschee wurden die Bewohner des Flüchtlingslagers bei Rafah aufgefordert, die Gebäude zu verteidigen. Augenzeugenberichten zufolge eröffneten daraufhin Palästinenser, darunter auch Sicherheitskräfte der palästinensischen Autonomiebehörde, das Feuer auf die israelischen Soldaten. Diese schossen zurück und zogen erst nach mehreren Stunden wieder ab.

Nach einem Bericht der britischen BBC zerstörten die israelischen Soldaten bei ihrer Operation 17 Häuser. Ein Militärsprecher sagte, von dem Flüchtlingslager aus sei regelmäßig ein nahe gelegener israelischer Armeestützpunkt mit Granaten angegriffen worden. Der Leiter der palästinensischen Sicherheitskräfte in Gaza, Abdel Rasek Madschaidie, verurteilte die Aktion als „gefährliche Verletzung der Waffenruhe“. US-Außenamtssprecher Richard Boucher sprach am Montag von einer Provokation gegen die Palästinenser: „Wir haben die Israelis aufgefordert, von der Zerstörung palästinensischer Häuser abzusehen.“

Bereits am Montag hatten israelische Bulldozer 14 Häuser im Flüchtlingslager Schuafat nahe Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht. Zur Begründung hieß es, die Hausbesitzer hätten keine Baugenehmigung.

Die Zerstörung der Häuser in Schuafat scheint nicht mit der israelischen Regierung abgestimmt gewesen zu sein: Der Jerusalemer Bürgermeister Ehud Olmert ist wegen der Abrissaktion von der Regierung in Jerusalem kritisiert worden. Ministerpräsident Ariel Scharon und Außenminister Schimon Peres hätten versucht, den Abbruch der Häuser zu verhindern, berichteten israelische Medien gestern.

Insgesamt sollen nach einer Anordnung der Jerusalemer Stadtverwaltung 26 Gebäude in dem palästinensischen Flüchtlingslager abgerissen werden, weil sie ohne Genehmigung erbaut worden seien. Für Palästinenser gilt es als fast unmöglich, eine Baugenehmigung zu bekommen.

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