: Plappernde Trommeln
■ Die Malinesin Salif Keita und ihre Band heizten dem Oldenburger Regen ordentlich ein
Er hatte sein Publikum gefunden, Salif Keita aus Mali. Denn vor der Bühne auf dem Schlossplatz fanden sich die Black People Oldenburgs ein, um ihre ganz eigene Party zu feiern: Brodelnder Tanz, ausgelassenes Lachen – alles im strömenden Regen. Das übrige Publikum ging nicht ganz so mit, war schon abgenervt vom langen Warten im Regen. Eine Dreiviertelstunde ließen sich die „Africando Allstars“ Zeit bis sie endlich auf der Bühne erschienen.
Aber dann konnte man sich tanzend das klamme Wetter aus den Klamotten schütteln, denn Salif Keita und seine Band biedern sich mit ihrem Sound bei keiner westlichen Stilform an, sondern bleiben dem percussiven Grundton Westafrikas treu. Nur zwei E-Gitarren gesellen sich zu traditionellen Instrumenten wie Kora oder Talking Drum. Auch die elektrischen Saiten werden in traditioneller, afrikanischer Weise gespielt, also ohne Slides und Schnick-Schnack – hart, percussiv und in den Läufen eher an Flamenco erinnernd als an Jazz, der aber in den Improvisationen immer wieder von seinen Ursprüngen kündet. Darunter liegen die hellen, metallenen Stimmen zweier Sängerinnen, Frage und Antwortspiele des Einsängers (Keita), endlose Schleifen, in denen Geschichten erzählt werden, einlullend - und dann kommt das Feed-back rhythmisch verschoben eben nicht im eins und dreier Schema, sondern rutscht synkopisch auf die Vier. Eine neue Schleife beginnt.
Und die Trommeln plappern wie ein Vogelschwarm im Sommerhimmel, orientalisch anmutende Figuren schieben sich zwischen tanzbaren Calypso und Merengue: Dass die vielfältigen Wurzeln dessen, was man Heute so gerne „World-Musik“ nennt eben doch in Afrika selbst liegen, wird in Salif Keitas Musik sehr selbstbewusst hörbar. Der Chor singt „Je t'aime, mi amor, to much“ – fremde Sprachen, die aber die Farben Afrikas nicht zu verwischen vermochten, denn die leuchten kräftig auf in diesem erdigen und doch hellen Sound. Ein Sound, der zur Trance verleitet, vorausgesetzt man lässt sich drauf ein, dass der Mensch auf seinen Füßen steht – und nicht auf dem Kopf. mig
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen