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Journalist ist wieder frei

Nach massiven internationalen Protesten wird der tadschikische Journalist Dododjon Atovulloev in Moskau auf freien Fuß gesetzt und darf nach Deutschland ausreisen

BERLIN taz ■ Der tadschikische Journalist Dododjon Atovulloev ist frei. „Ich sehe wieder das Tageslicht“, sagte er durchs Handy, während er das Moskauer Gefängnis verließ. Atovulloev war gestern bereits auf dem Weg nach Deutschland. Zuvor hatte Interfax gemeldet, dass der russische Staatsanwalt Wladimir Ustinow das Auslieferungsbegehren Tadschikistans abgelehnt habe.

Am Dienstag hatte Außenminister Joschka Fischer in einer öffentlichen Stellungnahme und in einem Brief an seinen russischen Kollegen Iwanow die Freilassung des tadschikischen Journalisten gefordert. Fischer wies darauf hin, dass eine Auslieferung eine Gefahr für „Leib und Leben“ darstelle. Der Journalist war am 5. Juli bei einem Zwischenstopp auf der Reise von Hamburg nach Taschkent im Moskauer Flughafen Scheremetowo 1 verhaftet worden und sollte nach Tadschikistan ausgewiesen werden. Tadschikistan hatte dem Journalisten und Herausgeber der Exilzeitung Tscharogi Rus vorgeworfen, in einem Artikel in der Nesawissimaja Gaseta vom 31. Februar den tadschikischen Präsidenten beleidigt zu haben, und setzte ihn auf die Fahndungsliste.

Der Anwalt Atovulloevs war von Anfang an von der Unrechtmäßigkeit des Verfahrens überzeugt. Ihm waren aber die Hände gebunden, denn er konnte nicht vor der Entscheidung des russischen Staatsanwalts tätig werden. Hätte Ustinow einer Auslieferung zugestimmt, wäre Atovulloev sofort ausgeliefert worden. „Der Konvoi des tadschikischen Geheimdienstes stand in Moskau bereit.“ Deshalb hatte die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte, deren Gast Atovulloev seit Mai ist, den Anwalt Rudolf Klever beauftragt, vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eine einstweilige Verfügung zu erwirken. Russland ist seit 1998 Mitglied des Europarates und hat sich zur Einhaltung der Konvention verpflichtet. Atovulloevs Anwalt sagte, dass der Fall seines Klienten auf politischer Ebene entschieden wurde. Ohne internationale Proteste wäre er ausgeliefert worden. MARCUS BENSMANN

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