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Bayer würgt kritische Homepage ab

Konzerngegner dürfen nicht mehr unter „www.bayer-watch“ informieren. Bayer: Verletzung des Namensrechts

BERLIN taz ■ Die Bayer AG ist sehr um interessierte Internetnutzer bemüht. Auf ihrer Homepage (www.bayer.de) kann man sich durch die einzelnen Abteilungen des weit verzweigten Unternehmens klicken und sogar einen eigenen Bayer-Song runterladen. Mit dem kritischen Blick auf die eigene Arbeit tut sich das Unternehmen dagegen schwer: Der Konzern hat jetzt die unabhängige „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ (CBG) gezwungen, ihre Internetseite „www. bayer-watch“ abzuschalten. „Wir mussten uns unter Androhung einer Strafe von 100.000 Mark verpflichten, den Namen nicht mehr zu verwenden und ihn auch nicht mehr zu nennen“, sagt Philipp Mimkes von der CBG. Die hohen Verfahrenskosten hätte der Verein nicht tragen können.

Mit einer zweiten Klageandrohung gegen das CGB-Vorstandsmitglied Axel Köhler-Schnura erzwang das Unternehmen auch die Löschung der entsprechenden Marke. Er hatte den Titel beim Patentamt München erfolgreich schützen lassen. Der CBG betonte, dass die Schließung nur wegen der existenzbedrohenden Strafandrohung vollzogen wurde, die Inhalte der inkriminierten Internetseite aber weiterhin verteidigt würden.

Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sich das Netzwerk mit den Schattenseiten des Weltkonzerns aus Leverkusen. Die CBG beschäftigte sich mit dem Kampf für die Entschädigung von Zwangsarbeitern, die in der Nazi-Zeit bei Bayer arbeiten mussten, mit internationalen Aktionen zur Ächtung gefährlicher Bayer-Produkte und engagierte sich für die sozialen Belange der Beschäftigten.

Axel Köhler-Schnura wirft dem Konzern undemokratisches Gebahren vor. „Das Verhalten von Bayer, das auf den wirtschaftlichen Ruin des Netzwerkes und meiner Person abzielt, ist ein klarer Verstoß gegen demokratische Prinzipien und Meinungsfreiheit. Der Konzern fürchtet offensichtlich die öffentliche Auseinandersetzung.“

Die Bayer-AG bestreitet das. Für sie handelt es sich um eine Verletzung des Namensrechts. Eine Verwechselungsgefahr mit der firmeneigenen Bayer-Homepage konnte nicht ausgeschlossen werden, erklärte ein Firmensprecher. Doch auf den kritischen Blick auf Bayer im Internet wird man auch in Zukunft nicht verzichten müssen. Der kritische Blick auf Bayer findet sich jetzt unter www.CBnetwork.de.

PETER NOWAK

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