Wahlkampf der Metropolen

■ Hamburgs Bürgermeister Ortwin Runde mahnt Berlins Regierenden Klaus Wowereit zur Einhaltung fairer Spielregeln

Es gibt Dinge, da versteht Ortwin Runde keinen Spaß, schon gar nicht im Wahlkampf. Da pfeift er notfalls auch SPD-Genossen zusammen, selbst den Kollegen Bürgermeister in der Hauptstadt, Klaus Wowereit. Den hat er gestern schriftlich abgemahnt. In einem Brief forderte Hamburgs Erster Berlins Regierenden auf, eine noch unter dessen CDU-Amtsvorgänger Eberhard Diepgen im Mai geschlossene Vereinbarung über „die Spielregeln eines fairen Wettbewerbs“ zwischen den beiden Stadtstaaten einzuhalten.

„Mit Überraschung habe ich Ihre Ankündigung zur Kenntnis genommen, dass Berlin weiterhin Unternehmen zum Wechsel von Hamburg in die Hauptstadt bewegen will“, schrieb Runde. Wowereit, selbst auf WählerInnenwerbetournee, hatte am Donnerstag in einer ZDF-Talkshow eine entsprechende Andeutung fallen lassen.

Grund genug für Runde, den Neuen im Roten Rathaus auf eine am 15. Mai dieses Jahres geschlossene Vereinbarung über eine engere Kooperation zwischen den beiden Metropolen hinzuweisen. Danach sollen die „Landesregierungen und ihre Wirtschaftsförderungsgesellschaften davon absehen, Unternehmen am jeweilig anderen Standort gezielt auf einen Wechsel anzusprechen und abzuwerben“.

Anlass für jene Vereinbarung, die auf einer gemeinsamen Sitzung der beiden Stadtstaaten-Kabinette im Hamburger Rathaus unterzeichnet worden war, war die Abwerbung des größten deutschen Musickonzerns Universal von der Elbe an die Spree gewesen. Die Hauptstadt soll das Unternehmen mit Millionen-Subventionen, die zum Teil aus EU-Fördermitteln stammten, gelockt haben.

Und das, befindet Runde, war nicht gut so. Sven-Michael Veit