piwik no script img

Holland im Schleppnetz

■ Schlepperkrieg hat ein Ende: EU verbietet Subventionen

Was vor fünf Jahren als Schlep-perkrieg begann, könnte jetzt reichlich unspektakulär zu Ende gehen. Die EU-Kommission hat sich lange in Schweigen gehüllt, monatelang im Nichtstun verharrt, aber jetzt doch eine Entscheidung gefällt. Mit sofortiger Wirkung dürfen die niederländischen Schlepper im Hamburger Hafen keine Subventionen ihrer Regierung mehr kassieren. Schon jetzt wird gemunkelt, dass sich die Reederei Smit International daraufhin aus Hamburg zurückziehen wird. Denn ohne die Geldspritze aus dem holländischen Staatsetat dürfte sich das Engagement von Smit und ihren Landsleuten der Firma Kotug in Hamburg kaum noch lohnen.

1996 tauchten die ersten niederländischen Schlepper im Hamburger Hafen auf und sorgten mit Dumpingpreisen für einen gnadenlosen Wettbewerb unter den Schleppbetrieben. Die deutschen Firmen reagierten zunächst unverhohlen feindselig – mit dem Höhepunkt, dass die holländischen Schiffe von den deutschen Schleppern durch den Hafen gejagt wurden – das Wort vom Schlepperkrieg war geboren und machte bundesweit Schlagzeilen. Als die verschwunden waren, wechselten die Deutschen den Kurs, senkten ihrerseits Tarife und Standards, um sie den Holländern anzugleichen.

Die Vorwürfe, die Niederländer würden massiv bezuschusst und könnten nur daher ihr Billigniveau halten, waren von der Gewerkschaft ÖTV schon 1999 erhoben und belegt worden. Doch sowohl die Bundesregierung als auch die Wirtschaftsbehörde ließen sich Zeit, bis sie aktiv wurden. Monatelang wurde mit der niederländischen Seite verhandelt, ohne dass irgendetwas dabei herausgekommen wäre. Erst als die deutschen Reeder in Brüssel den Klageweg beschritten, kam Bewegung in die Sache.

Kotug, die elf Schlepper in Hamburg betreiben und gemeinsam mit Smit einen Marktanteil von 30 Prozent im Hafen innehaben, teilte gestern nichtsdestotrotz mit, auf dem deutschen Markt zu bleiben. „Ich kann sagen, dass wir uns nicht zurückziehen werden“, erklärte der deutsche Geschäftsführer von Kotug, Peter Steinert. aha

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen