: Radikal unverfroren
Unter großer Anteilnahme wurde Theaterregisseur Adolf Dresen auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt
Unter großer öffentlicher Anteilnahme ist der Theaterregisseur Adolf Dresen gestern auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt worden. Neben der Familie waren hunderte Theaterleute, Politiker, Mitarbeiter, Freunde und Verehrer zu der Beerdigung gekommen. Dresen war am 11. Juli im Alter von 66 Jahren in Leipzig gestorben. Seine Grabstätte befindet sich unweit von der seines im Mai verstorbenen Lehrers Hans Mayer.
Der Schriftsteller Christoph Hein würdigte Dresen in der Trauerrede als begnadeten Schauspielleiter, Schriftsteller und Opernregisseur. Er sei unverfroren an „geheiligte Werke“ herangegangen“. Dresens „radikales Nachfragen“ habe ihn zu fulminanten Inszenierungen befähigt, „mit denen er sich in der DDR, dann im vereinten Deutschland und in Europa einen Namen machte“.
Adolf Dresen hatte seine Theaterlaufbahn in der DDR an kleineren Bühnen begonnen und war dann ans Deutsche Theater gewechselt. Zu seinem Markenzeichen wurden Inszenierungen klassischer Werke mit starken aktuellen Bezügen.
Mit der DDR-Kulturpolitik geriet Dresen zunehmend in Konflikt. Nach der Biermann-Ausbürgerung 1977 blieb er in der Bundesrepublik Deutschland. Er arbeitete am Wiener Burgtheater, 1979 gab er sein Debüt als Opernregisseur an der Hamburgischen Staatsoper mit „Eugen Onegin“. Von 1981 bis 1985 leitete er das Frankfurter Schauspiel. Seitdem arbeitete Dresen als freier Opernregisseur. Sachsen ehrte ihn im Juni 2000 mit dem Lessingpreis. DDP
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