CDU: Politik jetzt mit Bart

Die Union präsentiert mit Joachim Zeller einen Generalsekretär aus dem Osten. Spitzenkandidat Steffel setzt sich gegen Landesvorsitzenden Diepgen durch. Zeller zeigt Verständnis für PDS-Wähler

von ROBIN ALEXANDER

Das ist neu: Der Generalsekretär der Berliner CDU kommt aus dem Osten. Er heißt Joachim Zeller, ist 49 Jahre alt, verbirgt sein Profil hinter einem dichten schwarzgrauen Vollbart und sagt: „Ich möchte den Wahlkampf nicht zur Schlammschlacht werden lassen.“ Man ist beinahe gewillt, ihm diese Absicht zu glauben. Auch das ist neu.

Am Montag war der stets glatt rasierte Ingo Schmitt, der Schulsenator Klaus Böger (SPD) als „Politnutte“ diffamiert hatte, nach tagelangem Zögern auf Drängen der Parteiführung zurückgetreten. Vom Nachfolger erwarte er „einen sensibleren Umgang mit dem Wort“, bemerkte der CDU-Landesvorsitzende Eberhard Diepgen gestern spitz. Zeller beruhigte spontan: „Keine Sorge. Es gibt Worte, die denke ich noch nicht einmal, geschweige denn, dass ich sie ausspreche.“

Frank Steffel betonte, in dieser Personalfrage „gab und gibt es keinen Dissens zwischen Eberhard Diepgen und mir“. Dabei war die Entscheidung alles andere als einhellig gefallen. Noch gestern Mittag berieten Diepgen und Steffel über die Neubesetzung des vakanten Generalsekretärpostens. Versuche, sich bereits am Vortag zu einigen, waren fehlgeschlagen. Diepgen hatte für den Posten lange Zeit die Westberlinerin Verena Butalikakis favorisiert, eine ehemalige Staatssekretärin in der Gesundheitsverwaltung. Der CDU-Spitzenkandidat für die Neuwahlen, Frank Steffel, legte sich jedoch auf Zeller fest und setzte sich schließlich durch. Diepgen war gestern sichtlich bemüht, den Eindruck zu vermeiden, die Entscheidung sei gegen sein Votum gefallen: „Nach Abstimmung mit dem Spitzenkandidaten habe ich mich entschieden und mache von meinem Vorschlagsrecht Gebrauch.“

Der Generalsekretär der CDU wird laut Sitzung vom Landesvorsitzenden vorgeschlagen und von einem Landesparteitag gewählt. An die Durchführung eines solchen Landesparteitags ist in naher Zukunft jedoch nicht gedacht. Deshalb ist Zeller offiziell nur „kommissarischer Generalsekretär“. Auf Nachfrage deutete er jedoch an, das Amt längerfristig bekleiden zu wollen.

Zeller soll die CDU vor allem für Wähler aus dem Osten attraktiv machen. Bei seiner Vorstellung erklärte er: „Wir müssen die Einheit der Stadt voranbringen. Noch immer gibt es unterschiedliche Mentalitäten in Ost und West.“ Zeller wuchs im brandenburgischen Luckenwalde auf. Er studierte Slawistik in Berlin und Krakau und arbeite jahrelang in der Universitätsbibliothek der Humboldt-Uni. Er war niemals Mitglied der SED und gehörte in der DDR auch der Blockpartei CDU nicht an. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.

In der Landespolitik ist Zeller bisher wenig in Erscheinung getreten. Aufsehen erregte er, als er 1996 erstmals mit den Stimmen der Grünen und der SPD zum Bezirksbürgermeister gewählt wurde. Seit 2001 ist Zeller Bürgermeister des aus zwei Westbezirken und einem Ostbezirk vereinigten neuen Großbezirks Mitte. Dieses Amt wird er weiter ausüben.

In Zellers Verwaltung arbeiten auch Bezirksstadträte der PDS. Für die Anliegen der Wähler dieser Partei äußerte Zeller bei seiner gestrigen Vorstellung Verständnis: Viele, die PDS wählen, „denken und handeln strukturell konservativ“.