Bremer Lehrer sind „ausgebrannt“

■ Junge Union verweist auf eine Studie der Uni Potsdam: Bremer Lehrer bilden bundesweit das Schlusslicht, was ihre Motivation angeht / JU fordert 12 Jahre Abi für alle wie im Saarland

Als erstes westliches Bundesland beginnt das Saarland im neuen Schuljahr mit der flächendeckenden Verkürzung der gymnasialen Schulzeit auf 12 Jahre. Aus diesem Anlass fordert die Bremer Junge Union (JU) den Bildungssenator Willi Lemke auf, auch Bremens gymnasiale Bildung zu reformieren und vom Schuljahr 2003/2004 an generell das Curriculum zu verkürzen. Willi Lemke meinte dazu am Freitag, es bleibe bei dem Ziel, allen gymnasialen SchülerInnen in Bremen die Wahl zu lassen, ob sie in einem Bildungsgang nach 12 Jahren oder nach 13 Jahren ihre Abitur-Prüfung machen wollen.

Allerdings geht auch Lemke davon aus, dass in einigen Jahren das 12-Jahre-Curriculum flächendeckend als Regel gelten wird. Die CDU-FDP-Koalition in Baden-Württemberg zum Beispiel hat das schon beschlossen – vor allem aus „niederen“, nämlich Kostengründen, wie der dortige Philologenverband kritisiert. In Rheinland-Pfalz dagegen wird flächendeckend die Schulzeit um drei Monate verkürzt – mit weitreichenden Folgen: Wenn sich die Abiturprüfungen nicht bis in den Mai ziehen – wie in Bremen – sondern im März abgeschlossen sind, können die neuen Abiturienten, sofern sie wollen, schon im Sommersemester mit ihrem Studium anfangen.

Der rheinland-pfälzische Bildungsminister Jürgen Zöllner ist gleichzeitig der Bildungssprecher der SPD. Zöllner hat Anfang des Jahres erste Ergebnisse einer breiten Studie vorgestellt, nach der die Leistungen der Schüler weniger von der Zahl der (ausgefallenen) Unterrichtsstunden abhängen als zum Beispiel von der Motivation der Lehrer. Und da sei das Bild, das Bremen im Bundesvergleich abgibt, „verheerend“, hat die Bremer Junge Union festgestellt: Nach einer Studie der Universität Potsdam beschreiben sich 36 Prozent der bremischen Lehrer als „ausgebrannt“. Das heißt: geringes Arbeitsengagement, geringe Belastbarkeit.

Hinzu kommen 27 Prozent der Bremer Lehrer, die bei der Befragung durch die Uni Potsdam so geantwortet haben, dass die Wissenschaftler sie in die Kategorie der „sich Schonenden“ steckten: Das sind die, die nur noch geringen beruflichen Ehrgeiz haben. Auch da liegt Bremen deutlich über dem Bundesdurchschnitt (18 Prozent). „Ausgebrannte“ und „Sich Schonende“ machen in Bremen zusammen 63 Prozent aus. Während sich in Bayern immerhin 28 Prozent der Lehrer als „gesund“ beschreiben, sind das in Bremen nur elf Prozent. Zufriedenheit und Engagement ist aber, das bestätigt die Untersuchung aus Mainz, für das Leistungsniveau der SchülerInnen wichtiger als die Schulstruktur.

„Diese Ergebnisse sind alarmierend und erschreckend zugleich“, stellt der Bremer Kreisvorsitzende der Jungen Union Bremen, Christian Conreder, fest und fordert Hilfe für Bremens Lehrkräfte: „Die schlechte Motivation der Lehrer schlägt sich natürlich auch auf die Unterrichtsqualität nieder. Hier muss der Senator schleunigst gegensteuern.“

Die Potsdamer Wissenschaftler verweisen zum Beispiel darauf, dass Lehrer ganz schlecht auf den Psycho-Stress der täglichen Konflikte vorbereitet sind. „Strategien der Konfliktbewältigung“ sei kein Thema in der Ausbildung. Defizite, die sich auf die Motivation auswirken, gebe es zudem beim „Zeitmanagement“. Schließlich sehen die Potsdamer Wissenschaftler eine frustrierende Überforderung der Lehrer bei den „administrativen Aufgaben“: Kein Schulleiter ist für Leitungs-Funktionen so qualifiziert worden, wie das für Betriebe gleicher Größenordnung selbstverständlich ist. Ein „überforderter“ Betriebsleiter bedeutet aber immer zusätzlichen Stress für die Belegschaft. „Flexible Aufstiegsmöglichkeiten“ – in der Wirtschaft ein selbstverständliches Instrument der Motivation und der Qualifizierung – könnten auch in der Schulorganisation einige der Probleme lösen helfen, insbesondere das der Motivationsdefizite, erinnert die Junge Union den Senator.

Klaus Wolschner