: Essen alle drei Tage ist schon ein Privileg
Hilfsorganisationen schlagen Alarm: Trotz Friedensprozess wird die Lage der Menschen im Kongo immer dramatischer
BERLIN taz ■ Die Lage der 50 Millionen Einwohner der Demokratischen Republik Kongo verschlechtert sich trotz des laufenden Friedensprozesses. Dies erklärten die britischen Hilfsorganisationen Oxfam, Save The Children und Christian Aid gestern in Kenias Hauptstadt Nairobi bei der Vorlage eines gemeinsamen Berichts. Die bisherigen Hilfen nennen die drei Organisationen, die nach eigenen Angaben als einzige flächendeckend im gesamten Land tätig sind, „völlig unzureichend“.
In knappen Worten zeichnet der Bericht ein Bild des Schreckens: „In Kinshasa essen immer mehr Leute nur einmal alle zwei oder drei Tage. In Gebieten unter Rebellenkontrolle ist die Situation noch schlechter. Landesteile wie Ituri und Kivu, die einst Lebensmittel für den Export anbauten, sind nun von Hunger geplagt; die Rate schwerster Unterernährung bei Kindern unter fünf Jahren hat 30 Prozent erreicht. Schlechte Ernährung, schwierige Lebensbedingungen und der Zusammenbruch routinemäßiger Impfprogramme haben die Menschen, besonders die Kinder, so geschwächt, dass verhinderbare Seuchen wie Masern, Keuchhusten und Beulenpest wieder zum Vorschein treten. Malaria bleibt im gesamten Land die häufigste Krankheits- und Todesursache. Wasserbezogene Krankheiten wie Durchfälle, Würmer und Cholera nehmen zu. Konservativen Schätzungen zufolge haben mindestens 18,5 Millionen Menschen keinen Zugang zu medizinischer Versorgung mehr.“
Der UN-überwachte Rückzug der im Kongo kämpfenden Truppen von den Kriegsfronten habe die Lage der Bevölkerung nicht verbessert: „In den östlichen Teilen des Kongo hat sich die Unsicherheit verschärft, nachdem Truppen von der Frontlinie in mineralienreiche Gebiete verlegt worden sind.“
Bereits im Frühjahr hatte eine US-Organisation die Zahl der direkten oder indirekten Opfer des Kongokrieges seit 1998 auf 2,5 Millionen beziffert. Die drei britischen Organisationen rufen nun „dringend“ zu einer „verbesserten Zusammenarbeit zwischen UN-Agenturen, Nichtregierungsorganisationen und Geberregierungen“ auf, um diese „menschliche Tragödie“ zu lindern. DOMINIC JOHNSON
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