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Grüne und CDU für High-Tech-Hochhaus

■ Neue Koalition gegen Stadtplanungsamt: Bei einem Vor-Ort-Termin ließen sich die Bremer Grünen von dem Bauherren Zech für seinen Hochhaus-Plan begeistern

„Einen Glaubenskrieg kann sich Bremen nicht leisten“, sagt die grüne Wirtschaftspolitikerin Helga Trüpel. „Mittelalterlich“ sei die Stadtplanung in Bremen, sagt Claas Rohmeyer (CDU). „Man soll keinen Glaubenskrieg führen“, sagt der Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU). Thema des Streits: Hochhausbau im Technologiepark. „Eine lapidar ablehnende Haltung kann sich Bremen als Stadtstaat nicht erlauben“, hatte der CDU-Fraktions-Chef Jens Eckhoff schon vor Tagen erklärt. Nun haben sich die Grünen von dem interessierten Bauherren Kurt Zech das Projekt vor Ort erläutern lassen. Ihr Fazit: Der CDU-Mann hat recht.

„Der verschwenderische Umgang mit Flächen im Technologiepark ist unverantwortlich“, so formuliert Trüpel. Für sie steht fest: „Ein architektonisch attraktives Hochhaus direkt am Autobahnzubringer Horn/Lehe wäre ein Gewinn für den Technologiepark und keine Belastung für die Nachbarn.“ Insbesondere die Wohnbebauung, die nach einer Erklärung der Baufirma Riggers betroffen wäre, liegt so weit östlich des geplanten Hochhaus-Standortes, dass darauf auch bei Sonnenuntergang kaum ein Schatten fallen kann.

Der Blick auf die verschwenderische Siemens-Parkplatz-Landschaft mitten im angeblich knappen Technologiepark-Gelände hat die Grünen schließlich von den Pro-Argumenten des Bauunternehmers Zech überzeugt: In der Flachbau-Landschaft des Technologieparks, in der bisher „immer an der Straßenkante lang“ in rotem Backstein gebaut werden musste, fehlt es an architektonischen Attraktionen. Auch das Universum musste gegen das Stadtplanungsamt durchgesetzt werden: Wenn es nach den Stadtplanern gegangen wäre, dann wäre es als „Straßenrandbebauung“ in rotem Backstein entstanden.

Wie der Fallturm wäre ein Hochhaus, das nach Vorstellungen des Architekten Thomas Klumpp durchaus 22 Geschosse haben könnte, von weitem als markanter Punkt sichtbar. Von zwei Seiten ist der Standort von Straßen umrahmt, nach Osten sind zwei dreistöckige Blöcke, deren Mitte wie eine Galerie mit Glas überdacht sein soll, vorstellbar. Hier könnten ein Zeitungsladen und ein gastronomischer Betrieb genügend „Frequenz“ finden. Und das alles direkt von der Autobahn zu erreichen – „eine bessere Lage für ein Hochhaus finden Sie nicht“, sagt der Architekt Klumpp. Und Bauherr Zech könnte sich eine ovale Vorderseite vorstellen, die auch architektonisch in der rechteckigen Backstein-Öde einen markanten Blickfang bilden würde. Die baupolitische Sprecherin der Grünen, Karin Krusche, ist überzeugt: „Die Qualität der Architektur ist ein maßgeblicher Standortfaktor. Mit uniformen Klinkerbauten nach dem Motto: 'quadratisch, praktisch, gut' lockt man keinen.“

In Hamburg zeigt die Firma Zechbau derzeit, dass sie markante Punkte bauen kann: „Hanseatic Trade Center“ heißt der Bau, direkt am Eingang zur geplanten „Hafen-City“, 104 Meter hoch, zylindrische Glasfassade: Aufsehen erregende Architektur als Symbol für das neue Quartier. Im Juni 2002 soll es fertig sein.

Das Stadtplanungsamt in Bremen verfolgt, wie sein Chef Detlev Kniemeyer sagt, eine „andere Philosophie von Stadt“ als die Hamburger. Was Zech will, erinnert ihn an die „60-er Jahre“. Wenn die Stadt die Chance haben soll, zu wachsen und sich „lebendig“ zu verändern, müsse man in Dimensionen bauen, die weiterentwickelt – und auch mal abgerissen werden könnten. Deswegen das Grundmuster der „Blockränder“. Modell auch für den Technologiepark sei eher die Benquestraße (am Bürgerpark in Schwachhausen) und nicht die Vahr. Klaus Wolschner

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