standbild
: Arena-Atmo

Auf Schalke geht’s los (20.15 Uhr, Sat.1)

Sat.1 und seine Fußball-Fans – eine leidige Geschichte. Nachdem sie Samstagabend einfach nicht ran wollen, versucht der Sender, sie vor Ort abzugreifen. Erste Opfer waren die Schalke-Anhänger bei der Einweihung ihres neuen Stadions, genannt Arena.

Der quotengebeutelte Jörg Wontorra führte wie gewohnt im sprachlichen Mittelfeld Regie und witzelte plump über Rainer Calmunds Körperumfang. Das Einweihungsspiel kommentierte Werner Hansch, der partout nicht verstehen konnte, was die Ersatzgladiatoren aus dem stark erweiterten Kader von Borussia „Ihr seid Schalker und wir nicht“ Dortmund wiederum nicht verstehen wollten: Dass nämlich die Gelsenkirchner ein Traditionsverein sind und man da nicht bloß biederen Arbeitsfußball abliefert. Dabei hatten doch die „German Tenors“ zur Motivation eigens die Gymnastik-Hymne „Steht auf, wenn ihr Schalker seid“ angestimmt. Hatte der Fan – neben Atmosphäre das am häufigsten beschworene Wort des Abends – das verdient? Ja, hatte er. Denn auch zu dieser Feierlichkeit benahm er sich so, wie es sich nicht gehörte. Erst pfiff er die Dortmunder Gäste aus, dann DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder und den Bayern Beckenbauer sowieso. Und wiegte sich schließlich zur Fuchsschwanzgruppe „Pur“, die ungehindert in die mit rund 60.000 Oberlippenbärten gefüllten Ränge singen durfte.

Hatte das nun wieder der Fernsehzuschauer verdient? Ebenfalls ja, denn er durfte immerhin drei Mal Bemerkenswertes miterleben. Das erste war ein schnödes Aufhängungskabel, das im modernen High-Tech-Stadion in jede Spielfeldtotale hineinhing. Das zweite war ein nimmermüder Lionel Ritchie, der „Die rote Meile“ vom nachfolgenden Sendeplatz wegsang. Und das dritte ein radikaler Schnitt, der Fernsehgeschichte durch die Art schreiben könnte, wie er von der „Eventshow“ zu einem Werbeblock überleitete: Mitten in ein Lied von “Right Said Fred“ hinein erfolgte er, im Anschluss an die Liedzeile „All I wanna do, is get drunk here with you“, nach der es unmittelbar mit Veltins-Werbung weiterging. Das wäre ohnehin eine Alternative zum Einweihungsprogramm für die Fans gewesen: einige Hektoliter Freibier.

RONALD DIETRICH