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Spa mit fünf Sternen

Zweiter Teil der Serie „Schöner Sommer“: In Spirulina-Algen und Kräuteröl wird noch jede Falte eingewickelt  ■ Von Gesine Kulcke

Spa, das klingt wie eine Pilzsorte, und wie Pilze schießen sie im Kampf gegen die faltigen Hamburger aus dem Boden. Aber Vorsicht: Spa ist nicht gleich Spa. Für die einen gibt es nur drei, für die anderen fünf Sterne. Wer es ernst meint mit dem Schönsein in diesem Sommer, der sollte ganz nach oben gehen: In den fünften Stock des Hotel Vier Jahreszeiten. Da kommt man tatsächlich rein. Einfach so über den schweren, roten Teppich laufen, am Portier vorbei und schon empfangen einen zwei Liftboys und rufen den goldenen Fahrstuhl. Im fünften Stock gehts dann rechts in den Amrita Spa. Zur Begrüßung klatschen einem dann in ätherische Öle getränkte Tücher an die Stirn. Damit lassen sich schon die ersten Falten aus dem Gesicht wischen. Für umsonst. Sitzen Falten und Fett allerdings tiefer, hört der Spaß mit dem Waschlappen auf der Stirn auf. Ein Kräuterbad in der Hydrobadewanne kostet 65 Mark, ein Mineralbad 75 Mark und ein Thermalmineral-Körperpeeling 110 Mark.

Aber keine Sorge, es gibt auch ein Weekend-Special-Super-Sonderangebot, auf das man vielleicht etwas länger, aber nicht ewig sparen muss. 1500 Mark, alles inklusive. Am Freitagabend ist Anreise. Und schon am Sonnabendfrüh gehts an die Schnitzelablagerungen. Die müssen raus aus dem Körper, damit der nicht mehr fettig glänzt. Das macht die Thalasso-Kur: Die Haut wird gepeelt und dann in Spirulina-Algen eingewickelt. Die enthalten irgendwelche Antioxidationswirkstoffe. Sie sprudeln zwar nicht wie eine Multivitamintablette, versorgen aber genauso den Körper mit allem, was wichtig ist. Darauf folgt ein straffendes Thalasso-Bad mit Hydromassage. Ist die Reiterhosenzellulite immer noch da, hilft die Kosmetikkabine. Die hat ein bisschen was von einer Frauenarztpraxis. Nur gemütlicher, mit Meditationsmusik, Duftlampen und Kerzen, die das Ultraschallgerät schmücken. Der Ultraschall zaubert Narben, Rötungen und Falten weg. Danach einmal mit dem Sauerstoffgerät übers Gesicht gefegt, und die Haut ist frisch wie nie. Das ist Sommer.

Entschlackt geht's in den Ruheraum, vorbei an den 50 Jahre alten aus Shanxi importierten Holztafeln, die den Umlauf des Geldes beschreiben. Umlauf ist gut, weggeölt ist das Geld. Im Ruheraum gibts Lesestoff, Bananen und nette Damen, die auf Abruf gerne den CD-Wechsler bedienen, falls die euro-asiatischen Meditationsgeigen für Aggressionen statt Entspannung sorgen. Dann zur Massage. Dafür kommt extra Steffen Geißler vorbei, der jahrelang in Indien gelebt hat und sich Ajurveda-Masseur nennt. Ajurveda ist furchtbar in und bringt die Kräfte, die in unserem Körper wirken – Vata, Pitta, Kapha – ins Gleichgewicht. Mit Vata, Pitta und Kapha im Gleichgewicht gehts dann wieder mit dem goldenen Fahrstuhl nach unten, an den Liftboys und den Portiers vorbei, in den strömenden Regen. Vielleicht sind 1500 Mark für diesen Sommer doch etwas viel.

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