: Weltweite Überkapazitäten
Die Autokonzerne stellen im Verhältnis zur Nachfrage zu viele Fahrzeuge her. Die Krise bei Opel passt in dieses Bild. Andere deutsche Unternehmen wachsen trotzdem
BERLIN taz ■ Überkapazitäten, Imageprobleme, Werkschließungen: Die Probleme bei General Motors und insbesondere bei Opel erinnern an die Anfang des Jahres bekannt gewordene Krise von Chrysler und die inzwischen offenbar überstandene bei Ford. Nur dass die Bedrohung jetzt Deutschland erreicht hat. Mindestens in einem der acht Alternativ-Szenarien, die Opel-Chef Carl-Peter Forster in petto hat, ist die Schließung eines inländischen Werks vorgesehen. Kein Wunder, dass auch in den Betrieben anderer deutscher Autohersteller Unruhe aufkommt.
Tatsächlich sehen die Märkte auf den ersten Blick nicht besonders gut aus. Weltweit hat die Automobilindustrie nach Schätzung von Branchenexperten der Essener Marketing Systems mit 20 bis 25 Prozent Überkapazität zu kämpfen. Bei General Motors und Ford in den USA sollen die Bestände 20 Tage länger als üblich auf Halde stehen.
Auch in Deutschland ist der Inlandsmarkt im vergangenen Jahr um 11,2 Prozent eingebrochen, und auch im ersten Halbjahr 2001 ging die Zahl der Neuzulassungen, wenn auch gebremst, weiter zurück. Analysten streiten darüber, ob schon wieder eine Stabilisierung zu erkennen ist oder nicht.
Gleichzeitig haben Mercedes, BMW, Audi und Volkwagen jedoch weiterhin zugelegt, Ähnliches gilt für Porsche, und auch Ford zieht nach. Erst vor wenigen Wochen meldete der Verband der deutschen Autoindustrie (VDA), dass von Januar bis Juli so viele Wagen gebaut worden seien wie nie zuvor.
Der scheinbare Widerspruch lässt sich leicht auflösen: Die Flaute bei der Inlandsnachfrage trifft in erster Linie ausländische Hersteller, die in Deutschland weniger verkaufen, während der Absatz der deutschen Hersteller stabil und zum Teil sogar steigend ist. Den stärksten Effekt haben jedoch die Exporte: 68 Prozent der Autoproduktion werden ins Ausland verkauft. BMW und Co. kompensieren das langsamere Wachstum in Deutschland mit Exporten in die USA.
„Opel hat ein zentrales Problem gegenüber den anderen Herstellern“, erklärt Nikolaus Schmid, industriepolitischer Experte bei der IG Metall. Wegen einer GM-internen Reglementierung, die Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz schon lange abgeschafft sehen will, ist der US-Markt für die Rüsselsheimer tabu. Hinzu komme die „schwierige Modellpalette“, die Opel auch von anderen Analysten bescheinigt wird, und ein Imageproblem, das vor allem aus den Fehlern der 90er-Jahre resultiert. BEATE WILLMS
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