: Haartists Sommerschnitt
Vierter und letzter Teil der Serie „Schöner Sommer“: Jede Saison hat ihren Kopf. Und jeder Frisör seinen Namen ■ Von David Böcking
Frisör „Haareszeit“ - klingt nach der richtigen Adresse, um sich einmal über Sommerfrisuren zu informieren. Wobei es zu dem Salon am Eppendorfer Weg noch die Konkurrenz „Vier Haareszeiten“ in Norderstedt gibt und die Kreativität der Coiffeure bei der Namensfindung sowieso immer wieder erstaunt. Dass ihnen daneben auch noch neue Frisuren einfallen! So gibt es in Hamburg nicht nur die „United Haartists“, „Hairport“ und „Open Hair“. „Haarmonie“ herrscht gleich dreifach, zwei „Haarlekine“ treiben ihr Unwesen, einzigartig ist hingegen die „Verlockung“. Ob angesichts zunehmender Namensknappheit, wie von einem virtuellen Spaßvogel vorgeschlagen, bald auch „Haarndrang“, „Haardcore“ oder „Hairpes“ eröffnen, bleibt abzuwarten. Erstes Zeichen eines Umdenkens sind möglicherweise die drei Hamburger Filialen von „F.O.N. - Friseur ohne Namen“.
Aber Entschuldigung, wir wollten ja über Sommer und Frisuren sprechen. Und da kommt schon die erste Enttäuschung, denn bei „Haareszeit“ gibt es keine speziellen Sommerfrisuren oder gar -angebote. Das verwundert jedoch nicht, wenn man sich umschaut: chromglänzende Friseursessel stehen vor in schwarzes Holz gefassten Spiegeln, die von Büsten flankiert werden. Und statt angegilbter Schwarz-Weiß-Models von „Wella“ wuscheln sich an den mintgrünen Wänden großformatige Schönheiten kunstvoll ihre gelben oder rosa Mähnen. Klar, dass hier niemand reinkommt und sagt: „Einmal alles runter, is' schließlich Sommer!“ Aber „experimentierfreudiger“ seien die Leute zur Zeit schon, erzählt Susanne Griebau, Frisörin bei „Haareszeit“. Vor allem würden jetzt hellere Farben bevorzugt als im Winter, wenn rot und braun dominieren. Und so wird, was Griebau als den „Eppendorfer Stil“ beschreibt - einfach blond und lang - zurzeit gerne mit ein paar Strähnchen am Oberkopf aufgepeppt, „das gibt gute Akzente“. Auch Ansätze sind „ein großes Thema“. Färbt man sie zum Beispiel lila, leuchtet das Blond der Eppendorferin noch güldener. Die Herren sind noch mutiger: Frisuren „in Anlehnung an den Irokesenschnitt“ seien „ganz trendy“, auch auf Ibiza, so Chefin Andrea Milewski. Dazu gibt es statt Dosenbier und Punk von „Ton, Steine, Scherben“ ätherische Öle und entspannten Funk von „Nightmares on Wax“. Auch bei „Haareszeit“ wird schließlich „viel Wert auf Wellness“ gelegt. Inklusive Kopfmassage lassen sich Herren das Ganze gerne 60, Frauen bis zu 100 Mark kosten. Kunden kommen, sogar von auswärts, etwa alle sechs Wochen, sommers wie winters. Saisonabhängig ist dagegen die Pflege. Während Susanne Griebau im Winter vor Heizungsluft warnt, drohen im Sommer Haarschäden durch Sonne. Deshalb: am Strand immer ein wenig Spülung ins Haar und ihre Irokesebürste dankt!
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