: „Prodotto in Italia“
Am Global-Action-Day forderten DemonstrantInnen die Freilassung der in Genua Inhaftierten: „Black Block ist Konstruktion“ ■ Von Elke Spanner
Offensiv schwarz zu tragen, birgt in diesen Tagen eine Gefahr in sich. Denn seit einem Monat sitzen in Genua Männer und Frauen in Haft, die während des G 8-Gipfels dem „schwarzen Block“ angehört haben sollen – und von der italienischen Regierung deshalb zu Mitgliedern einer terroristischen Vereinigung erklärt wurden. Dass diese eine „Konstruktion“ ist, verdeutlichten am gestrigen Global-Ac-tion-Day schwarz gekleidete Männer und Frauen, indem sie eigens für das italienische Konsulat einen schwarzen Block konstruierten – aus Pappkartons. Generalkonsul Antonio Cardelli versprach, die Forderung nach Freilassung der Gefangenen an seine Kollegen der italienischen Botschaft in Berlin weiterzuleiten.
Kurzzeitig wehte sogar ein Transparent mit der Aufschrift „Freilassung aller G 8-Gefangenen“ aus den Fenstern des Generalkonsuls in der Feldbrunnenstraße. Nicht etwa, weil der sich die Forderung der DemonstrantInnen zu Eigen gemacht hätte. Vielmehr verweigerte er eine eigene Stellungnahme zu den Geschehnissen in dem Land, das er repräsentiert. Immerhin aber lud er eine Delegation der DemonstrantInnen in sein Konsulat, das diese kurzzeitig mit ihrer Parole schmückten. Cardelli ließ sich bereitwillig erklären, dass der „Black Block“ ein „Prodotto in Italia“ sei. Er sei sich bewusst, so der Generalkonsul, dass „die ganze Geschichte sehr tragisch ist“.
Die Tragik der globalisierungskritischen Proteste in Genua versuchten gestern noch weitere HamburgerInnen zu verdeutlichen: Am Mönckebrunnen in der Spitaler-straße zeichneten rund 20 Männer und Frauen menschliche Umrisse auf den Boden, wie es die Polizei an Orten tut, an denen zuvor eine Leiche lag. Darüber kippten sie rote Farbe als Symbol für Blut. Sieben DemonstrantInnen wurden von der Polizei festgehalten und mussten ihre Personalien angeben. Dafür war ihnen die Aufmerksamkeit der PassantInnen gewiss – die sich allerdings mehr über die Farbe auf dem Boden als die mehrwöchige Inhaftierung politischer DemonstrantInnen in Genua echauffierten.
Aus Hamburg sitzt dort mittlerweile niemand mehr im Gefängnis. Bei der Erstürmung der Diaz-Schule während des G 8-Gipfels waren auch fünf HamburgerInnen festgenommen und zum Teil schwer verletzt worden. Inzwischen sind alle wieder in der Hansestadt. Unklar ist aber, ob gegen sie in Italien noch Strafverfahren anhängig sind.
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