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Sterben ist eine Kunst

■ Kulturwoche zum Tabuthema Suizid

Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr Menschen, weil sie sich selber töten, als durch Aids, Gewalttaten und Verkehrsunfälle zusammen. Alle 45 Minuten bringt sich jemand um, alle vier Minuten versucht es jemand. Trotzdem gehört Suizid, Selbstmord oder Freitod noch immer zu den „Darüber- spricht-man-nicht-Themen“. Dieses Tabu will das „Therapiezentrum für Suizidgefährdete“ am Universitätsklinikum Eppendorf brechen: „... darüber reden“ ist das Motto einer Kulturwoche Suizidalität, die heute beginnt.

Ab 19.30 Uhr diskutieren Politiker mit Medizinern und anderen Experten im Hörsaal der Frauenklinik des UKE über „Suizidalität – Eine Herausforderung für Gesundheitswesen und Gesellschaft“. Morgen hält Beningna Gerisch in der Heinrich-Heine-Buchhandlung einen Vortrag mit dem Titel „Sterben ist eine Kunst, wie alles“. Die Wissenschaftlerin forscht zu Frauen und Suizidalität (siehe dazu die morgige Ausgabe der taz, dann auch mit ausführlichem Programm) und hat Leben und Werk von Sylvia Plath und anderen Autorinnen auf Suizidalität untersucht.

Die Theaterstücke, Vorträge, Filme und Diskussionen sollen Menschen miteinander ins Gespräch bringen, aber auch dem Therapiezentrum helfen. Denn das streitet seit Monaten mit der Leitung des UKE um die Finanzierung (taz berichtete). Zwei von vier Therapeutenstellen wurden bereits abgezogen, die Arbeit ist deshalb akut gefährdet. Nun soll auch noch der Forschungsetat von 250.000 Mark zur Disposition stehen. san

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