: Achtung, Preußen! Bloß nicht kopflos ins Museum!
Vom Frischluftschnapper bis zum Stubenhocker, vom Moralisten bis zum Friedfertigen: für jeden ist bei der 10. Langen Nacht der Museen etwas dabei
Über 100 Museen und andere kulturelle Einrichtungen beteiligen sich heute an der 10. Langen Nacht der Museen. Unmöglich, das gesamte Angebot im Laufe eines Abends zu entdecken. Für diejenigen, die sich die Zeit von 18 bis 2 Uhr nachts genau einteilen wollen und für jeden Ratschlag dankbar sind, gibt die taz eine stark subjektiv geprägte Auswahl an die Hand:
Für junge Spürnasen gilt es, im Wedding einen kniffligen Fall zu lösen. Mit Kinderbuchautor und Krimispezialist Thomas Brezina können pfiffige Köpfe ab 18 Uhr auf Verbrecherjagd gehen. „Ist hier alles lupenrein?“ im Labyrinth Kindermuseum Berlin, Osloer Str. 12, Route 6, Haltestelle Heynestraße.
Für Moralisten hat das Knoblauchhaus in Mitte sein Programm erweitert. Das Ensemble Klaster Royall präsentiert ein moralisch einwandfreies Sammelsurium unnötiger und melodramatischer Lieder nach Texten von Brecht, Kästner, Klabund und Wedekind. Museum Knoblauchhaus, Stadtmuseum Berlin, Poststraße 23, Konzerte um 19, 20.30, 22, 23.30 Uhr.
Für Kopflose eröffnet in Schöneberg eine ungewöhnliche Fotoschau, die eine ganze Reihe geköpfter preußischer Statuen ablichtet. Wer sich die verbreitete Kopflosigkeit erklären lassen will: Der Direktor persönlich führt zwischen 18 und 23 Uhr durch die Ausstellung. „Preußen geköpft“ im Museum der Unerhörten Dinge , Crellestr. 5–6, Route 12, U-Bhf. Kleiststraße.
Für Friedfertige lässt sich aus dem Jahrhundert der Weltkriege einiges lernen. Das Anti-Kriegs-Museum in Wedding zeigt, was das alles sein kann. „Bilder vom Krieg“ und ein Nachkriegsimbiss mit Muckefuck im Anti-Kriegs-Museum, Brüssler Straße 21, Bus 120, 126, 221, Tram 23, 24.
Für Frischluftschnapper hat sich die Alte Nationalgalerie um ein luftiges Programm gekümmert. Im Open-Air-Kino inmitten preußischer Architektur lässt sich der Untergang Preußens in „Wochenschauen“ gemütlich vom Liegestuhl aus verfolgen. „Preußen genießen“ im Freiluft-Kino Museumsinsel (im Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie), Bodestr. 1–3. Route 12, Buslinie 348, Haltestelle Lustgarten, Karl-Liebknecht-Straße.
Für Stubenhocker begleitet Web-TV die Lange Nacht live im Internet. Reportagen, Veranstaltungstipps und Experteninterviews werden ab 18 Uhr bis gegen Mitternacht als Real-Video ins Netz gestellt, wo sie unter www-lange-nacht.tv direkt auf den Bildschirm geholt werden können. Und wer doch noch den Fuß vor die Tür setzen will: Vor dem Berliner Rathaus lassen sich Moderatoren und Produktionsteam hautnah miterleben.
Für Draufzahler hält die Bundesgartenschau in Potsdam ihre Kassen geöffnet. Denn die Buga beteiligt sich zwar auch an der Langen Nacht der Museen, aber das sonst allgemein gültige Kombi-Ticket gilt dort nicht. 7 Mark für ein Buga-Abendticket werden fällig, dafür gibt’s die „Late Night Art Show“, eine Mischung aus Streetball, HipHop, szenischen Lesungen, Performances und lateinamerikanischen Rhythmen. Buga-Park Potsdam, 17 bis 24 Uhr (Programmbeginn 19.30 Uhr) Anfahrt ab Potsdam Hbf. mit Tram 90/90E bis zum Gartengelände.
Für Independents öffnen sich die schweren Stahltüren unterirdischer Luftschutzbunker. Der Verein Berliner Unterwelten e. V. gehört zwar nicht zu den Veranstaltern der Langen Nacht. Trotzdem gibt’s auch dort Programm, u. a. Führungen, Diavorträge und Cellomusik. „Berliner Unterwelten“ im Luftschutzbunker im U-Bahnhof Gesundbrunnen, ab 19 Uhr.
Für jedermann ist das Rote Rathaus die erste Anlaufstelle. Sämtliche Routen des Shuttle-Service, der alle beteiligten Einrichtungen miteinander verbindet, führen dort zusammen. Die Rathauskantine soll dafür sorgen, dass sich Besucher nicht erneut über mangelnde kulinarische Versorgung beklagen. Und natürlich kann man den Sitz des Regierenden Bürgermeisters auch besichtigen. Berliner Rathaus, Eingang Rathausstraße, U- und S-Bhf. Alexanderplatz, Buslinien 100, 200, 148, 348.
ARMIN BEBER
Tickets für die 10. Lange Nacht der Museen kosten 20 DM, ermäßigt 12 DM. Die so genannten Kombi-Tickets berechtigen zum Eintritt in alle beteiligten Häuser, zur Benutzung des Shuttle-Services und zur An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Tarifbereich ABC. Tickets und Programmheft mit den beteiligten Einrichtungen und einer Übersicht über alle 14 Shuttle-Routen sind an den Museumskassen sowie den Berliner Theaterkassen und beim Kartenbüro Fullhouse Service erhältlich. Im Internet können sich interessierte Museumsgänger unter www.lange-nacht-der-museen.de informieren und einen maßgeschneiderten persönlichen Programmplaner für die Museumsnacht zusammenstellen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen