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35 Millionen Dollar bei Razzia gefunden

Die kolumbianische Polizei beschlagnahmt Drogengelder. Doch die Guerilla ELN befindet sich in der Offensive

BUENOS AIRES taz ■ Insgesamt 35 Millionen Dollar hinter einer Mauer aus Zement versteckt fand die kolumbianische Polizei am Wochenende in Bogotá in zwei Apartments. Nach Angaben von Polizeipräsident Luis Ernesto Gilibert soll das Geld einem Drogenkartell gehören, das damit über 100 Tonnen Kokain kaufen wollte. Seit über einem Jahr sei die kolumbianische Polizei zusammen mit der US-amerikanischen Antidrogenbehörde DEA den beiden Brüdern Manuel und Miguel Angel Mejiá, auch „die Zwillinge“ genannt, auf den Fersen gewesen. Nach Angaben von Gilibert seien die beiden die neuen Köpfe des Drogenkartells „Norte del Valle“, das an der kolumbianischen Atlantikküste operiere. Bereits am Donnerstag war mit Antonio Chivita alias „La Mica“ den Ermittlern ein Partner der „Zwillinge“ ins Netz gegangen. Chivita soll den Drogentransport über Venzuela in die USA organisiert haben. Die USA haben einen Auslieferungsantrag gestellt.

Polizeichef Gilibert feierte bei einer Pressekonferenz in Bogotá den Fund als einer der „größten in der kolumbianischen Geschichte“. Die beiden ausgehobenen Apartments würden von den Kartellen als Banken genutzt, da sie aufgrund der strengen Vorschriften in Kolumbien wenig andere Möglichkeit haben, ihre Geldgeschäfte abzuwickeln. Die US-Botschafterin in Kolumbien, Anne Patterson, begrüßte den Schlag gegen das Drogenkartell und wertete ihn als Beispiel der guten Kooperation zwischen den USA und Kolumbien.

Derweil erschüttert eine Attentatswelle das Land. Am Freitag explodierte in der im Nordosten an der Grenze zu Venezuela gelegenen Stadt Cúcuta eine 30 Kilo schwere Autobombe. Opfer gab es dabei keine. Es war die zehnte Autobombe in den vergangenen fünf Tagen. Bereits am Donnerstag explodierte in Medellín in der Nähe des Radio- und Fernsehsenders Caracol eine Bombe, die zehn Verletze forderte. Die Polizei schreibt die Attentate der zweitgrößten Guerilla Nationales Befreiungsheer (ELN) zu, die eine Offensive gestartet hat, seitdem die Regierung Anfang August die Gespräche mit ihr abgebrochen hatte.

Die größte Guerilla des Landes, die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc), teilten am Wochenende der kolumbianischen Regierung mit, dass der Fall der drei in ihrer Hand befindlichen deutschen Geiseln eine Angelegenheit allein der Farc und der deutschen Regierung sei. Die kolumbianische Regierung hatte zuvor versucht, die Wiederaufnahme von Friedensgesprächen mit der Farc an die Freilassung der drei Deutschen zu knüpfen. Georg Boomegaarden, Lateinamerikabeauftragter des Auswärtigen Amts, war am Freitag nach mehrtägigen Gesprächen aus Kolumbien in die Bundesrepublik zurückgekehrt, ohne ein Zeichen der Farc erhalten zu haben. Am 18. Juli waren ein deutscher Entwicklungshelfer, dessen Bruder und ein gemeinsamer Freund in der Region Cauca von der Farc entführt worden. INGO MALCHER

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