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Visionen für mehr als zwei Wochen

Stadtentwicklungsbehörde präsentiert nachhaltiges Olympiakonzept  ■ Von Sven-Michael Veit

Wer für zwei Wochen „Nabel der Welt sein“ will, der muss zuvor „Maßstäbe in der Stadtentwicklung für mehrere Jahrzehnte“ setzen, hat Willfried Maier erkannt. Und damit es nicht die falschen werden, skizzieren der grüne Stadtentwicklungssenator und sein Oberbaudirektor Jörn Walter ihr Konzept für Olympia 2012 in der Hansestadt. Eine „nachhaltig sinnvolle Erschließung“ ist der Leitfaden, denn „Visionen für die Stadt“, findet Walter, „müssen länger als zwei Wochen tragen“.

Die drei Kernstücke jeder Olympischen Spiele hat Walter in oder in die Nähe der HafenCity platziert (siehe Abbildung links). Das Olympiastadion für 100.000 Menschen stellt er sich auf dem Kleinen Grasbrook vor, an der Bahnstrecke nach Süden, das Schwimmstadion soll wenige hundert Meter westlich am Segelschiffhafen entstehen und das Olympische Dorf gegenüber dem Stadion im Südosten der HafenCity. Damit würde der Wohnungsbau in diesem Teil „deutlich früher als bisher geplant“ fertiggestellt.

Diese „zentralen Stätten“ bilden den Olympia-Park, der eine grüne Verbindung zwischen Innenstadt und HafenCity sowie Veddel, Rothenburgsort und Wilhelmsburg ermöglicht. Genau dies, „neue Impulse für diese Stadtteile“, ist einer der Leitgedanken dieser „Planung für eine dauerhafte Entwicklung“, sagt Maier. Dazu gehören eine Brücke über den Spreehafen zum Grünzug Wilhelmsburg und zum dort geplanten Gelände der Internationalen Gartenbauausstellung 2013 sowie eine „fußläufige“ Verbindung von der Veddel zum Olympia-Park.

Die Verkehrserschließung des Geländes soll für Autos von Süden erfolgen, über eine Stichstraße von der geplanten Hafenquerspange. Der motorisierte Individualverkehr würde so aus der Innenstadt ferngehalten. „Den weit überwiegenden Teil des Verkehrs“ aber, so Walter, würden Bahnen übernehmen. Ein neuer S- und Fernbahnhof direkt am Stadion schwebt ihm vor, und die Verlängerung der ebenfalls geplanten Stadtbahn. Die beiden bislang nur auf dem Papier existierenden Linien würden von Hauptbahnhof und Binnenalster über eine neue Elbbrücke auf die Schleife durch HafenCity und Olympiagelände geschickt.

Das alles, sagt Maier, „ist unser Vorschlag aus der fachlichen Sicht der Stadtentwicklung“, kein Konzept des Senats. Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) sei aber „selbstverständlich darüber informiert“. Der hatte vor genau zwei Wochen, als die Handelskammer mit einem eigenen Konzept für ein Hanse-Olympia aufwartete, das Thema zur Chefsache gemacht. Am 23. Oktober wird der Senat – welcher auch immer nach der Wahl – über Hamburgs Bewerbung für Olympia 2012 oder 2016 entscheiden.

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